Wirtschaft

Selbstbedienung statt Smalltalk – SB-Kassen verändern den Einkauf in Deutschland

today5. November 2025

Hintergrund
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Immer mehr Geschäfte setzen auf SB-Technik

Der Einkauf im Supermarkt läuft zunehmend ohne Kassierer: Milch, Kaffee, Tiefkühlpizza scannen, zahlen, einpacken und gehen. Rund 38.650 Selbstbedienungskassen gibt es 2025 laut dem Handelsforschungsinstitut EHI in deutschen Geschäften  mehr als doppelt so viele wie noch 2023. Zwei Drittel davon stehen im Lebensmittelhandel. Über 10.300 Läden nutzen inzwischen die Technologie, um Wartezeiten zu verkürzen und Personal zu entlasten. Händler wie Lidl, Obi und dm investieren stark in die Systeme. Ikea verzichtet in einigen Filialen bereits ganz auf klassische Kassen.

Kunden akzeptieren SB-Kassen aber nicht alle sind überzeugt

Laut einer YouGov-Umfrage nutzen rund zwei Drittel der Deutschen regelmäßig SB-Kassen. 19 Prozent verwenden sie immer, wenn möglich, 43 Prozent zumindest gelegentlich. Doch nicht jeder ist begeistert: Etwa die Hälfte der Befragten bevorzugt den persönlichen Kontakt mit Kassierern, viele möchten weiterhin bar zahlen – was an manchen SB-Kassen nicht möglich ist. Ein Teil empfindet den Vorgang als zu kompliziert oder fürchtet Fehler beim Scannen. Ideal eignen sich die Automaten laut Experten für kleine Einkäufe mit bis zu zehn Artikeln.

Vorteile und Risiken: Schnell, praktisch  aber diebstahlsanfällig

Der größte Vorteil der SB-Kassen liegt in der Zeitersparnis: Wer nur wenige Produkte kauft, ist meist schneller wieder draußen. Doch der technische Fortschritt hat auch Schattenseiten. Laut EHI-Experte Frank Horst kommt es an Selbstbedienungskassen häufiger zu Ladendiebstählen. Händler setzen deshalb auf Kameraüberwachung, Ausgangsschleusen und KI-gestützte Systeme, die verdächtiges Verhalten erkennen. Trotz dieser Risiken ist der Trend nicht aufzuhalten, ein Rückbau der Automaten sei laut Horst „nicht mehr zu erwarten“.

Handel reagiert auf Personalmangel und Kostendruck

Der Boom der SB-Kassen ist auch eine Folge des Fachkräftemangels. Viele Handelsketten sehen darin keine Gefahr für Arbeitsplätze, sondern eine Entlastung für ihre Mitarbeiter. Die Systeme sollen flexible Arbeitszeiten ermöglichen und das verbliebene Personal gezielter einsetzen. Während Rewe, Aldi und Lidl ihre Filialen flächendeckend umstellen, betonen andere Händler wie dm oder Lidl, dass es weiterhin bediente Kassen geben wird. Ob klassische Kassierer langfristig aus den Geschäften verschwinden, hängt also vor allem von den Kunden ab und davon, wie sehr sie den digitalen Wandel akzeptieren.

Geschrieben von: Florian Jäger

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