Politik

Wehrpflicht-Debatte: Junge Stimmen wehren sich gegen Zwang und Losverfahren

today17. Oktober 2025

Hintergrund
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Die Diskussion über die Einführung einer neuen Wehrpflicht sorgt derzeit für hitzige Debatten im Bundestag – und für Widerstand bei jungen Menschen im Land. Am Dienstag platzte eine geplante Pressekonferenz der Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD zum Gesetzentwurf für den neuen Wehrdienst, da die zuvor ausgehandelte Einigung bei den SPD-Abgeordneten keine Mehrheit fand.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) möchte ab 2027 alle jungen Männer wieder auf ihre Wehrdiensttauglichkeit untersuchen lassen. Ein von Unterhändlern vorgeschlagener Kompromiss sah vor, dass nur ein Teil eines Jahrgangs – ausgewählt per Los – tatsächlich zum Dienst verpflichtet würde. Doch genau dieses Zufallsverfahren stößt auf massive Kritik.

Jugendliche in Sorge: Keine Pflicht, sondern Perspektive schaffen

Junge Politiker aus der Region melden sich nun lautstark zu Wort. Benjamin Bähre (17), Regionalvorsitzender der Jungen Liberalen, nennt den Vorstoß der Regierung „eine Frechheit“. Nach 20 Jahren politischer Untätigkeit nun auf die Jugend zu setzen, sei nicht nachvollziehbar. Das Losverfahren sei ein Zeichen politischer Hilflosigkeit. Stattdessen spricht er sich für ein freiwilliges Modell mit echten Anreizen aus – etwa einen kostenlosen Führerschein für Freiwillige.

Auch sein Stellvertreter Pascal Sommer (19) kritisiert die Pläne scharf. Zwar sei eine starke Verteidigungsfähigkeit Deutschlands wichtig, doch die Wehrpflicht lehnt er klar ab. Für ihn ist die Politik der Älteren einseitig und zulasten der jungen Generation. „Zwang ist der falsche Weg“, sagt Sommer, der sich ebenfalls gegen das Losverfahren ausspricht: „Die Zukunft junger Menschen sollte nicht vom Staat per Zufall entschieden werden.“

Engagement ja – aber nicht durch Zwang

Jebril Daghfous (18), Vorsitzender des Jugendgremiums Kassel und SPD-Mitglied, betont die bereits hohe Engagementbereitschaft der Jugend: „Junge Menschen beteiligen sich oft mehr als andere Altersgruppen – und zwar freiwillig.“ Zwangsdienste könnten dagegen eher zu Politikverdrossenheit führen.

Er sieht die Lösung ebenfalls in freiwilligen Angeboten, die attraktiver gestaltet werden müssten. Das Losverfahren nennt auch er einen Versuch, strukturelle Probleme in der Bundeswehr zu kaschieren. Sein Fazit: „Ich möchte nicht, dass meine Zukunft von einem Los abhängt.“

Geschrieben von: Matthias Masnata

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