Wirtschaft

„Die Autoindustrie wandert ab – und Deutschland verliert den Anschluss“

today9. Oktober 2025 5

Hintergrund
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Berlin. Der Strukturwandel in der Autoindustrie zeigt zunehmend seine Schattenseiten – vor allem für Deutschlands Zulieferbetriebe. Während die großen Hersteller ihre Werke ins Ausland verlagern, brechen in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze weg. Branchenkenner Thomas R. Köhler sieht in politischen Fehlentscheidungen, verschleppten Reformen und globalem Wettbewerbsdruck die zentralen Ursachen für den derzeitigen Flächenbrand in der Zulieferindustrie.


Viele Zulieferbetriebe stehen vor dem Aus – selbst langjährig etablierte Unternehmen wie Kiekert mussten mehrfach Insolvenz anmelden. Der Grund: Ein anhaltender Preisdruck vonseiten der großen Hersteller, der gerade kleinere Betriebe wirtschaftlich überfordert. Mit dem Produktionsstandort verlagert sich auch die Zulieferkette ins Ausland, etwa nach Osteuropa oder China. Laut Köhler zieht der Strukturwandel „ganze Lieferketten mit sich – und das teils dauerhaft“.


Der Wechsel zu E-Mobilität zwingt Zulieferer zur Neuausrichtung. Da E-Autos viele klassische Fahrzeugteile nicht mehr benötigen, verlieren zahlreiche Zulieferer ihre Geschäftsgrundlage. Wer nicht rechtzeitig auf alternative Komponenten umstellt, bleibt auf veralteter Technik sitzen. Hinzu kommt: Die Produktionsvergabe erfolgt über langfristige Modellzyklen, wodurch sich strategische Fehlentscheidungen schwer korrigieren lassen. Selbst große Unternehmen wie Bosch reagieren mit drastischen Stellenstreichungen.


Die Produktion wandert, und mit ihr verschwinden hochqualifizierte Jobs – etwa nach Ungarn oder China. Köhler betont: „Die Innovation bleibt, aber sie findet zunehmend anderswo statt.“ Deutschland habe sich durch übermäßige Regulierung und politische Fehlsteuerung selbst geschwächt. Anstatt auf marktwirtschaftliche Übergänge zu setzen, seien harte politische Vorgaben – wie das starre Verbrenner-Aus – zum Bumerang geworden. Der Weg zur Elektromobilität sei zwar unausweichlich, doch der Übergang müsse flexibler und realitätsnäher gestaltet werden.

Geschrieben von: Florian Jäger

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