Wirtschaft

Welle des Stellenabbaus in Hessen: Traditionsunternehmen ziehen sich zurück

today7. Oktober 2025

Hintergrund
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Welle des Stellenabbaus in Hessen: Traditionsunternehmen ziehen sich zurück

Die Nachricht von einem neuen Konzern mit Sitz in Frankfurt hätte für die Region ein Lichtblick sein können. Doch der Start von Aumovio, dem Nachfolgeunternehmen der einstigen Automobilsparte von Continental, wird von einem massiven Arbeitsplatzabbau überschattet. Bevor Aumovio im Frankfurter Stadtteil Rödelheim seine Zentrale bezog, hatte der Mutterkonzern Continental bereits umfangreiche Einschnitte vorgenommen. Im Zuge der Abspaltung verschwanden in der Region Tausende Arbeitsplätze.

Schon 2021 hatte Continental die Schließung seines Werks in Babenhausen bis 2028 angekündigt. Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Produktion von Bedienelementen in Karben Ende 2024 eingestellt wird. Im vergangenen Jahr verkündete das Unternehmen den Abbau von 1.200 Stellen allein im Rhein-Main-Gebiet. 2025 kamen weitere 650 Arbeitsplätze hinzu, die auf der Streichliste stehen.

Der neue Name Aumovio steht zwar für einen frischen Unternehmensstart, doch für die betroffenen Beschäftigten in Hessen bedeutet er vor allem Unsicherheit und Zukunftsängste.

Continental ist kein Einzelfall. Auch andere große Unternehmen setzen derzeit den Rotstift an. Die Lufthansa gab jüngst bekannt, 4.000 Verwaltungsstellen abbauen zu wollen – mit klaren Auswirkungen auf den Standort Frankfurt, wo die Konzernzentrale sitzt.

Im osthessischen Fulda schloss der Reifenhersteller Goodyear sein Werk mit zuletzt 1.000 Beschäftigten. In Wetzlar soll Buderus Edelstahl zerschlagen werden – hier stehen 450 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Und in Lollar bei Gießen plant der Bremsscheibenhersteller Breyden, eine Gießerei mit über 200 Mitarbeitenden zu schließen.

Auch in der Chemie- und Pharmaindustrie sieht es düster aus: Evonik stellt noch dieses Jahr die Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe in Hanau ein, betroffen sind rund 200 Stellen. Bei BASF im Industriepark Frankfurt-Höchst fallen 120 Jobs durch eine Werksschließung weg, und Bayer plant den Rückzug vom Standort spätestens bis 2028.

Die Liste der betroffenen Unternehmen ist lang. In den früheren Opel-Testzentren in Rüsselsheim und Rodgau-Dudenhofen, heute betrieben von Segula, droht der Abbau von mindestens 200 Stellen. Auch beim Fahrzeugbatterien-Spezialisten Akasol in Darmstadt gibt es große Sorgen: Die IG Metall rechnet mit dem Verlust von mehr als 300 Arbeitsplätzen.

Diese Entwicklungen verdeutlichen den tiefgreifenden Wandel, den die hessische Industrie derzeit durchläuft. Der Strukturwandel – bedingt durch Digitalisierung, Kostendruck und globale Umbrüche – trifft das Bundesland in seiner wirtschaftlichen Substanz. Was bleibt, ist die Frage: Wie kann Hessen diese Transformation gestalten, ohne die Menschen zurückzulassen?

Geschrieben von: Matthias Masnata

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