Spahn: Renteneintrittsalter wird weiter steigen – Reformdruck wächst
Die Diskussion um die Zukunft des Rentensystems gewinnt an Fahrt. Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass das Renteneintrittsalter in Deutschland nach 2030 weiter steigen wird. Während ein wissenschaftlicher Beraterkreis der Bundesregierung tiefgreifende Reformen fordert, regt sich Widerstand von Gewerkschaften und Sozialverbänden.
In der ARD-Talksendung „Maischberger“ erklärte Spahn, dass die Menschen angesichts steigender Lebenserwartung künftig länger arbeiten müssten. Zwar sei die aktuell diskutierte „Rente mit 70“ zum jetzigen Zeitpunkt nicht angebracht, doch nach der vollständigen Einführung der Rente mit 67 bis etwa 2030/31 werde es laut Spahn weitere schrittweise Erhöhungen geben.
„Wenn wir immer länger leben, werden wir einen Teil dieser Zeit auch arbeiten müssen“, betonte der CDU-Politiker.
Ein von Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche eingesetzter wissenschaftlicher Beirat schlägt in einem neuen Gutachten drastische Maßnahmen vor: Das Renteneintrittsalter solle an die Lebenserwartung gekoppelt werden, die „Rente mit 63“ abgeschafft und der Nachhaltigkeitsfaktor wieder eingeführt werden. Das Ziel: die Sozialsysteme langfristig stabilisieren, ohne die junge Generation zu überfordern.
Als Vorbild gilt Dänemark, wo das Rentenalter bereits seit 2006 dynamisch angepasst wird und bis 2040 auf 70 Jahre steigen soll.
Doch der Vorschlag stößt auf heftige Kritik – etwa bei der IG Metall. Vorstand Hans-Jürgen Urban warnte: „Für die Mehrheit der Beschäftigten ist ein höheres Rentenalter unter heutigen Arbeitsbedingungen illusorisch.“ Die deutsche Arbeitsrealität sei mit der in Dänemark nicht vergleichbar. Statt neuer Forderungen brauche es bessere Arbeitsbedingungen, damit Menschen überhaupt gesund bis zur bisherigen Altersgrenze arbeiten können.
Das Gutachten mit dem Titel „Eine Wachstumsagenda für Deutschland“ sieht die Reform der Rentensysteme als einen von fünf entscheidenden Hebeln für wirtschaftliche Stabilität. Die Experten betonen, dass ohne Anpassungen steigende Belastungen auf kommende Generationen zukommen würden.
Die derzeitige Regelaltersgrenze steigt in Deutschland seit 2012 schrittweise an. Ab 2031 gilt für alle ab dem Jahrgang 1964 die Rente mit 67. Das neue Gutachten bringt nun neue Dynamik in die Debatte – und stellt Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vor zentrale Zukunftsentscheidungen.
Wie sich das Thema im Bundestagswahlkampf entwickeln wird, dürfte auch davon abhängen, ob Regierung und Opposition überzeugende Antworten auf die Herausforderungen eines alternden Landes finden.
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