Listeners:
Top listeners:
ElectronicFlow Radio Regionalradio für Lemgo
Eichsfeld Welle Regionalradio für den Landkreis Eichsfeld
Sound-Phoenix Regionalradio für Drebber
FLR1 Regionalradio für Witten
SchlagerMax 100% Schlager
today25. September 2025 5
Ein Tag, der Geschichte schrieb – und ein Konzern, der ins Wanken geriet
Milliardenkosten und ein radikaler Strategiewechsel bei VW
Experten rechnen ab: „Schummeln war das nich
Vor zehn Jahren erschütterte ein Abgasskandal die deutsche Automobilindustrie – und vor allem Volkswagen. Was mit einer Routineprüfung in den USA begann, entwickelte sich zum größten Wirtschaftsskandal in der Geschichte des Konzerns. Der Dieselskandal veränderte nicht nur die öffentliche Wahrnehmung des Traditionsunternehmens, sondern zwang VW auch zu einem umfassenden strategischen Neuanfang.
Am 18. September 2015 veröffentlichte die US-Umweltbehörde EPA ihre „Notice of Violation“. Der Vorwurf: VW habe mithilfe einer speziellen Software Abgastests manipuliert. Kurz darauf räumte das Unternehmen ein, bei Tests falsche Werte produziert zu haben. Die Folgen waren dramatisch: Der Aktienkurs stürzte ab, Vorstandschef Martin Winterkorn trat zurück, Millionen Fahrzeuge mussten zurückgerufen werden. Allein in den USA zahlte der Konzern über 20 Milliarden Dollar an Strafen und Entschädigungen. In Deutschland folgten weitere Bußgelder und Haftstrafen für ehemalige Mitarbeiter.
Ursprung der Enthüllung waren Tests dreier Studenten im Jahr 2013 an einem VW Jetta in Kalifornien. Ihre Messdaten führten später zur Aufdeckung der Manipulationen. Ein Entwickler bei VW soll die Situation damals treffend zusammengefasst haben: „Shit, voll schiefgelaufen.“
In der Rückschau kritisieren Branchenexperten vor allem den Umgang des Unternehmens mit den Vorwürfen. „Die anfängliche Salamitaktik bei VW hat die Lage nur verschärft“, sagt Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg. Auch andere Hersteller gerieten im Zuge der Affäre unter Druck und mussten Fahrzeuge nachrüsten.
Der Skandal kam Volkswagen teuer zu stehen – rund 33 Milliarden Euro gab der Konzern bislang für die Aufarbeitung aus. Doch aus der Krise entwickelte sich auch ein Wendepunkt. Der Autobauer setzte zunehmend auf Elektromobilität, was VW-Chef Oliver Blume kürzlich als „teuren, aber notwendigen Weckruf“ bezeichnete. Auf der IAA Mobility in München sprach Blume von einem „Kulturschock“, den der Konzern durchlebt habe.
VW habe sich neu ausgerichtet: Mit einer veränderten Produktstrategie, neuen Compliance-Strukturen und einer veränderten Führungskultur versuche man, Vertrauen zurückzugewinnen.
Trotz aller Bemühungen bleibt das Image des Skandals haften. Frank Schwope, Professor für Automobilwirtschaft, findet klare Worte: „Das war kein Schummeln – das war knallharter Betrug.“ Auch Helena Wisbert zeigt sich fassungslos über das damalige Verhalten des Unternehmens: „Mit welcher Hybris geglaubt wurde, man käme damit durch, war für mich unfassbar.“
Zehn Jahre später steht Volkswagen an einem Scheideweg: Einerseits mit neuen Ambitionen im Elektrozeitalter, andererseits mit einem Skandal, der sich tief ins Gedächtnis der Branche eingebrannt hat
Geschrieben von: Matthias Masnata
„Knallharter Betrug“: Zehn Jahre nach dem VW-Dieselskandal zieht die Branche Bilanz
today29. September 2025
Copyright 2025 by HörfunkBund e. V.
Beitrags-Kommentare (0)