Europa

Klimakrise in den Alpen: Hüttenumbau, Wasserknappheit und Würmer fürs Klo

today26. August 2025

Hintergrund
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Die Klimakrise zeigt sich in den Alpen besonders drastisch mit sichtbaren Folgen für Bergsteiger, Natur und Infrastruktur. Besonders betroffen: die Neue Prager Hütte am Großvenediger, berichten Medien. Wegen Wasserknappheit musste sie bereits zweimal in der Hochsaison schließen. Der Grund: Der angrenzende Gletscher hat sich massiv zurückgezogen, Schneefelder schmelzen zu früh, Niederschlag fehlt.

Jetzt soll die Hütte für rund eine Million Euro umfassend umgebaut werden. Der Deutsche Alpenverein (DAV) spricht von einer „Ertüchtigung“. Ziel ist es, den Wasserverbrauch zu senken und unabhängiger von der natürlichen Schneeschmelze zu werden. Neue Sammelbehälter für Regen- und Schmelzwasser sowie größere Speicher (32 m³) sollen helfen. Auch die ehemalige Kläranlage wird künftig für Brauchwasser genutzt.

Ein zentraler Punkt: die Umrüstung auf Trockentoiletten damit pro Spülung nicht weiter sechs Liter Trinkwasser verloren gehen. Künftig soll ein innovatives System mit Kompostierung durch Würmer zum Einsatz kommen, die Feststoffe zersetzen und so umweltschonend entsorgen.

Doch das bedeutet auch Komfortverzicht: Wie früher müssen Gäste für die Toilette wieder nach draußen. Drinnen gibt es nur noch Lösungen für das Nötigste. Die Zeit von Duschen, Menüs und Wellness am Berg scheint vorbei. DAV-Vizepräsident Wolfgang Arnoldt warnt vor einer „Eskalation der Gemütlichkeit“ und plädiert für mehr Einfachheit.

Die Probleme sind systemisch: Immer mehr Hütten leiden unter Wassermangel 2023 waren es laut DAV mindestens sechs. Der Gletscherschwund ist dramatisch: Wo früher Eis war, entstehen neue Seen. In den letzten Jahren hat sich die Gletschergrenze vielerorts um mehrere hundert Höhenmeter verschoben. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 die Hälfte der Alpengletscher verschwinden könnte.

Auch die Sicherheit leidet: Schmelzender Permafrost destabilisiert Berghänge und Hüttenfundamente. Immer häufiger kommt es zu Felsstürzen und Sperrungen klassischer Hochtouren. „Wir müssen unsere Wege, Routen und Zeiten anpassen und lernen zu verzichten“, sagt Bergführer Hans Hocke.

Trotz der Herausforderungen will der DAV seine Hüttenstruktur grundsätzlich erhalten. Doch der Umbau hat begonnen ökologisch, technisch und mental.

Geschrieben von: Florian Jäger

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