Wirtschaft

Hausärzte und Gewerkschaften kritisieren geplante Arztgebühr scharf

today21. August 2025

Hintergrund
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Der Vorschlag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), eine neue Gebühr für Arztbesuche einzuführen, sorgt bundesweit für Protest, berichten Medien. Hausärzteverbände, Gewerkschaften und Patientenschützer halten das Vorhaben für sozial ungerecht, gesundheitlich riskant und wenig durchdacht.

„Unsozial und kontraproduktiv“, so beschreibt Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, die Idee einer Kontaktgebühr. Patientinnen und Patienten würden bei jedem Arzttermin zahlen müssen unabhängig davon, ob es sich um eine lebenswichtige Behandlung oder eine einfache Vorsorge handelt. Besonders für chronisch Kranke, die regelmäßige medizinische Betreuung benötigen, könnte das finanzielle Belastungen mit sich bringen und notwendige Arztbesuche verhindern.

Ziel: Weniger „Ärzte-Hopping“?
BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter begründet den Vorschlag mit dem Ziel, die überlastete gesetzliche Krankenversicherung zu entlasten und unnötige Arztbesuche einzudämmen. Eine Gebühr pro Termin solle dazu führen, dass Patientinnen und Patienten über ihren Arztbesuch bewusster entscheiden.

Doch Kritiker erinnern an die abgeschaffte Praxisgebühr, die von 2004 bis 2012 galt. Diese habe keine nennenswerte Steuerwirkung gezeigt, so Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Im Gegenteil: Sie habe häufig dazu geführt, dass Menschen aus Angst vor Kosten medizinische Hilfe zu spät suchten.

Auch die Gewerkschaft ver.di warnt vor einer weiteren sozialen Spaltung im Gesundheitswesen. Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler fordert stattdessen tragfähige Konzepte für eine verlässliche medizinische Versorgung, vor allem in ländlichen Gebieten sowie ein starkes Primärarztsystem, bei dem die Hausarztpraxis als erste Anlaufstelle fungiert.

Die Debatte zeigt: Eine nachhaltige Steuerung im Gesundheitssystem bleibt dringend notwendig doch eine Rückkehr zur Gebührenschranke scheint aus Sicht vieler Experten nicht der richtige Weg.

Geschrieben von: Florian Jäger

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