Politik

Lärm statt Klartext Weidel-Sommerinterview von Protesten übertönt

today21. Juli 2025 5

Hintergrund
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Am Sonntag, dem 20. Juli 2025, fand das ARD-Sommerinterview mit AfD-Co-Vorsitzender Alice Weidel statt auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Doch das Gespräch geriet in den Hintergrund, als lautstarke Demonstranten, unter anderem vom „Zentrum für Politische Schönheit“, mit Hupen, Trillerpfeifen und Musik das Interview fast vollständig übertönten. Trotz Mikrofonverstärkung war Weidel oft kaum zu verstehen. „Es ist extrem laut im Hintergrund und ich kann Sie kaum verstehen“, klagte sie gegenüber Moderator Markus Preiß. Auch dieser gab zu: „Das Interview war teilweise kaum führbar.“

Thematisch ging es um Weidels Haltung zur Regierung, ihre Aussagen zur sogenannten „Remigration“, die Frage eines möglichen Parteiverbots, ihre verdoppelte Fraktionszulage sowie ihre scharfe Kritik an Bundeskanzler Merz. Sie warf ihm vor, „alle Wahlversprechen gebrochen“ zu haben, insbesondere in der Migrations- und Finanzpolitik. Auf Fragen zur Rückführung abgelehnter Asylbewerber erklärte sie, dass Menschen ohne Bleiberecht konsequent abgeschoben werden müssten. Ihre umstrittene Fraktionszulage verteidigte sie mit gestiegenem Wahlerfolg und Verantwortung: „Das hat mit Führung und Erfolg zu tun.“

Die Protestaktion am Spreeufer war laut Polizei nicht genehmigt, wurde jedoch zunächst toleriert und erst später beendet. Die ARD kündigte an, künftig mehr Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um Interviews störungsfrei führen zu können.

Der Vorfall wirft Fragen zur politischen Debattenkultur auf. Wenn selbst öffentliche Interviews durch gezielten Lärm fast unmöglich gemacht werden, leidet nicht nur die Meinungsfreiheit der Interviewten, sondern auch das Informationsinteresse der Zuschauer.

Kommentar:
Ein Interview ist kein Platz für Krawall, sondern für Klartext. Die lautstarke Störung zeigt, wie aufgeheizt die politische Stimmung ist. Doch wer Demokratie ernst nimmt, muss auch unliebsame Meinungen aushalten können. Kritik ist erlaubt Störung ist Schwäche. Die ARD sollte künftig bessere Rahmenbedingungen schaffen, um journalistischer Sorgfaltspflicht gerecht zu werden.

Geschrieben von: Florian Jäger

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