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„Sea-Eye 5“ darf in Sizilien anlegen – Rettungsschiff bringt 65 Geflüchtete sicher nach Pozzallo

today15. Juni 2025 5

Hintergrund
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Nach tagelanger Ungewissheit hat das deutsche Rettungsschiff „Sea-Eye 5“ in den frühen Morgenstunden des heutigen Sonntags den Hafen von Pozzallo auf Sizilien erreicht. An Bord befanden sich 65 Menschen, die zuvor im zentralen Mittelmeer aus Seenot gerettet worden waren – darunter mehrere Frauen sowie medizinische Notfälle mit schweren Treibstoffverätzungen.

Die Rettungsmission war am Samstag etwa 50 Seemeilen vor der libyschen Küste durchgeführt worden. Die Crew des ehemaligen Seenotrettungskreuzers aus dem Dienst der DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) entdeckte ein völlig überfülltes Schlauchboot. Trotz teils lebensbedrohlicher Zustände gelang es den Helferinnen und Helfern, alle Insassen sicher an Bord zu bringen.

Zunächst hatte die italienische Seenotrettungsleitstelle dem Schiff den rund 450 Kilometer entfernten Hafen von Tarent in Apulien zugewiesen – eine Entscheidung, die von der Regensburger Organisation Sea-Eye e.V. scharf kritisiert wurde. Angesichts des schlechten Gesundheitszustands mehrerer Geretteter forderte die Crew die Zuweisung eines näheren Hafens, unterstützt durch das Auswärtige Amt und das MRCC Bremen (Maritime Rescue Coordination Centre).

Nach langem Zögern reagierten die italienischen Behörden schließlich. Um kurz nach 3 Uhr morgens durfte die Sea-Eye 5 im sizilianischen Pozzallo anlegen. Erste medizinische Notfälle waren bereits zuvor in das nahegelegene Lampedusa gebracht worden, wo sie dringend notwendige Hilfe erhielten.

Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, zeigte sich erleichtert, übte aber deutliche Kritik: „Das Verhalten der italienischen Behörden ist eindeutig politisch motiviert. Solche Verzögerungen gefährden Menschenleben und erschweren unsere lebensrettende Arbeit massiv.“ Er warnte außerdem davor, dass zivile Rettungsschiffe wie die Sea-Eye 5 zunehmend durch überlange Zuweisungen, Androhungen von Geldstrafen und Festsetzungen unter Druck gesetzt würden.

Die Geflüchteten sollen nun auf mehrere Aufnahmezentren in der Region verteilt werden. Die Präfektur von Ragusa kündigte an, im Laufe des Tages weitere Details zur Unterbringung bekanntzugeben.

Die Sea-Eye 5, betrieben von der gleichnamigen NGO aus Bayern, ist seit Jahren im zentralen Mittelmeer aktiv. Ihre Mission: Leben retten – auch dann, wenn es politisch unbequem ist. Mit dem erfolgreichen Einlaufen in Pozzallo wurde ein weiterer Einsatz beendet – unter schwierigen Bedingungen, aber mit dem wichtigsten Ergebnis: alle Geretteten sind in Sicherheit.

Geschrieben von: stanley.dost

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