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Ein unverhohlener Angriff auf die arbeitenden Menschen in Deutschland sorgt derzeit für Empörung: Der Vorstoß des Allianz-Chefs Oliver Bäte, Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag ohne Lohn dastehen zu lassen, entfacht eine hitzige Debatte – und zeigt, wie tief das Misstrauen einiger Wirtschaftsbosse gegenüber ihren Angestellten reicht. Bundesminister, Gewerkschafter und selbst Oppositionspolitiker laufen Sturm gegen die Ideen einer vermeintlichen Reform, die in Wahrheit nichts anderes als eine Bestrafung der Fleißigen darstellt.
Mit klaren Worten positioniert sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gegen die Absurditäten aus den Chefetagen. „Wer krank gemeldete Beschäftigte unter Generalverdacht stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land“, erklärte Heil. „Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer.“ Seine Botschaft ist eindeutig: Es darf keine Rückkehr zu einem Karenztag geben, der vor allem die Schwächsten trifft – jene mit geringen Einkommen, die ohnehin jeden Cent umdrehen müssen.
Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisiert scharf: Ein Lohnausfall am ersten Krankheitstag würde nur dazu führen, dass sich kranke Arbeitnehmer aus Angst vor finanziellen Einbußen zur Arbeit schleppen. „Das ist unsozial und ungesund“, so Lauterbach. Besonders die oft ohnehin benachteiligten Arbeitnehmer in stressigen, körperlich belastenden Jobs würden unter solchen Maßnahmen leiden.
Der Allianz-Chef Bäte scheint dagegen kein Problem damit zu haben, ein Klima der Misstrauenskultur zu fördern. Sein Verweis auf angeblich hohe Krankenstände in Deutschland – die laut DAK-Studien vor allem auf elektronische Meldeverfahren und Erkältungswellen zurückzuführen sind – wird von Experten als unbegründet entlarvt. Doch die Fakten scheinen bei Bäte und anderen Verfechtern der Karenztage keine Rolle zu spielen: Es geht ihnen um Einsparungen auf Kosten der Arbeitnehmer.
Der Vorschlag, Arbeitnehmer ohne Krankheitstage zu belohnen, wird von Lauterbach treffend als „Unverschämtheit“ bezeichnet. DGB-Chefin Yasmin Fahimi wirft Arbeitgebervertretern vor, gezielt Errungenschaften des Sozial- und Arbeitsrechts abbauen zu wollen. „Das ist ein Frontalangriff auf tarifliche Standards und eine klare Kampfansage an die Solidarität in der Arbeitswelt“, so Fahimi.
Sogar CDU-Politiker Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister in NRW, lehnt den Vorstoß ab. Er erinnert an vergangene Versuche, Karenztage durchzusetzen, die allesamt gescheitert seien. „Ich lasse mich nicht noch einmal bei diesem Thema ins Bockshorn jagen“, stellte er klar.
Die Diskussion um die Streichung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag ist nicht nur ein Angriff auf Arbeitnehmerrechte – sie ist ein Symbol für die wachsende Kluft zwischen Chefetagen und der Realität der Beschäftigten. Statt Wertschätzung zu zeigen, greifen einige Wirtschaftsführer zu dem billigsten Mittel: dem Generalverdacht. Doch die Antwort ist klar: Die Deutschen lassen sich nicht zu Faulen abstempeln.
Geschrieben von: HörfunkBund Redaktion
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