Elon Musk, Unternehmer und reichster Mann der Welt, hat sich in die deutsche Politik eingemischt – genauer gesagt, in den Wahlkampf der AfD. Während des 75-minütigen Gesprächs mit AfD-Chefin Alice Weidel auf der Plattform X (ehemals Twitter) kamen zahlreiche Themen auf, darunter Deutschlands Energiepolitik, Bildung und überraschenderweise Adolf Hitler. Musk bekräftigte mehrmals seine Unterstützung für die AfD, was Experten irritierte. „Ein politischer Amateur“, urteilt Medienrechtler Marcus Schladebach und kritisiert Musks Einflussnahme in einer sensiblen Phase des Wahlkampfes.
Energiewende und Faktencheck: Weidels Erzählungen wackeln
Weidel eröffnete das Gespräch mit scharfer Kritik an der deutschen Energiewende und dem Atomausstieg. Ihre Darstellung, die Regierung habe während der Energiekrise den Ausstieg forciert, steht jedoch im Widerspruch zur Realität. Tatsächlich wurden die letzten Kernkraftwerke im Streckbetrieb länger als geplant betrieben, bevor sie im April 2023 vom Netz gingen. Auch die von Weidel heraufbeschworenen Blackouts blieben aus. Dennoch bleibt Deutschland mit seinen hohen Strompreisen ein Sorgenkind.
Bildungssystem am Pranger: Pisa-Schock als Argument
Weidel nutzte das Gespräch, um auf die schlechten Ergebnisse der letzten Pisa-Studie hinzuweisen. Ihrer Meinung nach lernen Schüler nichts mehr außer „Gender Studies“. Die Realität ist jedoch komplexer: Gender-Themen spielen im Unterricht nur eine marginale Rolle, etwa im Sexualkundeunterricht. Die Bildungsdefizite sind eher auf pandemiebedingte Schulschließungen zurückzuführen. Dennoch trifft Weidel einen Nerv – Bildungspolitik war ein entscheidender Faktor für die jüngsten Erfolge der AfD in Ostdeutschland.
Hitler, Sozialismus und die AfD: Historische Verzerrungen
Für Aufsehen sorgte Weidels Behauptung, Adolf Hitler sei kein Rechter, sondern ein sozialistischer Kommunist gewesen. Dieser Versuch, Geschichte umzudeuten, ist in wissenschaftlichen Kreisen längst widerlegt. Der Nationalsozialismus basierte auf völkischer Identität und Ausgrenzung, nicht auf sozialistischer Gleichheit. Dass Musk solchen Aussagen nicht widersprach, sorgte bei Experten für Kopfschütteln. „Ein evidenzfreies Gespräch“, kommentierte Politikwissenschaftlerin Jeanette Hofmann.
Ein seltsames Gespräch: Stolpern durch Themen und Pausen
Das Gespräch zwischen Musk und Weidel wirkte oft unbeholfen. Themen sprangen ziellos hin und her, eine echte Diskussion kam nicht zustande. Während Musk von bürokratischen Hürden bei Tesla erzählte, beklagte Weidel die einseitige Berichterstattung über ihre Partei. Am Ende driftete die Unterhaltung ins Absurde ab: Musks Visionen von Marsflügen trafen auf Weidels Begeisterung. Ihre Bewunderung ließ sie wie ein Fangirl wirken.
Fazit: Aufmerksamkeit um jeden Preis?
Die mediale Aufmerksamkeit rund um das Gespräch mag der AfD im Wahlkampf nutzen. Doch was bleibt, sind fragwürdige Aussagen, historische Verzerrungen und ein Milliardär, der offenbar mehr Sympathie für deutsche Politik hat, als für Fakten. Ob das langfristig etwas bewegt, bleibt abzuwarten.
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