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today28. Oktober 2025 5
Mehr als drei Jahre nach dem tragischen Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen beginnt heute der Prozess vor dem Landgericht München II. Zwei Bahnmitarbeiter müssen sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten, berichten Medien . Ein dritter Beschuldigter wurde zuvor aus dem Verfahren entlassen. Für den Prozess sind 19 Verhandlungstage bis Januar 2026 angesetzt eine lange juristische Aufarbeitung eines Unglücks, das sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.
Am 3. Juni 2022 kam es in der idyllischen Alpenregion zu einem der schwersten Bahnunglücke der letzten Jahre: Ein Regionalzug entgleiste kurz vor Garmisch-Partenkirchen. Vier Frauen und ein 13-jähriger Junge verloren ihr Leben, 78 Menschen wurden verletzt, darunter 16 schwer. Die Bahnstrecke war monatelang gesperrt, der Sachschaden belief sich auf rund 4,75 Millionen Euro.
Gutachten ergaben, dass marode Betonschwellen die Ursache waren. Chemische Reaktionen im Stahlbetonkern hatten die Schwellen instabil gemacht eine Zeitbombe, die schließlich explodierte.
Brisant wird der Prozess auch wegen der Frage, ob das Desaster vermeidbar gewesen wäre. Ein Lokführer hatte am Vorabend des Unglücks Unregelmäßigkeiten an der Unfallstelle gemeldet von einem „Schlenker in der Kurve“ war die Rede. Doch die Meldung wurde vom Fahrdienstleiter nicht weitergegeben. Laut der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) könnte eine Weiterleitung der Warnung den Ablauf womöglich verändert haben, wenngleich sie den Zusammenhang nicht als unmittelbar unfallrelevant einstuft.
Die Deutsche Bahn selbst sprach in einem internen Bericht von einem „regel- und pflichtwidrigen Verhalten“ des Personals, räumte aber zugleich ein, dass Bekanntes über defekte Schwellen nicht ausreichend beachtet wurde. Nun prüft der Konzern sogar rechtliche Schritte gegen frühere Vorstandsmitglieder.
Um Vertrauen zurückzugewinnen, hat die Bahn reagiert: Zwei Millionen Betonschwellen seien bereits ausgetauscht worden, weitere sollen folgen. Zusätzlich sollen Schulungen und Sicherheitsprüfungen intensiviert werden, um ein ähnliches Unglück künftig zu verhindern. Doch für die Angehörigen der Opfer wird kein Urteil und keine Reform den Verlust auslöschen.
Das Garmischer Zugunglück steht sinnbildlich für ein System, das zu lange auf Routine gesetzt hat. Warnsignale wurden übersehen, bekannte Risiken ignoriert. Jetzt, da der Prozess beginnt, geht es nicht nur um individuelle Schuld, sondern um die Frage: Wie sicher ist das Bahnfahren in Deutschland wirklich? Wenn dieser Prozess eines leisten kann, dann das ein Weckruf für mehr Verantwortung auf allen Ebenen.
Geschrieben von: Florian Jäger
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