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Drohnen über Ostdeutschland: Russland soll Waffenrouten ausspionieren

today28. August 2025 5

Hintergrund
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Moskau überwacht laut Berichten gezielt Transporte für die Ukraine – Pistorius spricht von „Katz-und-Maus-Spiel“

Berlin – Russland soll in Deutschland und weiteren europäischen Staaten systematisch militärische Transportrouten ausspionieren. Nach Recherchen der New York Times und der Wirtschaftswoche setzen russische Akteure Drohnen ein, um Bewegungen von Waffentransporten zu überwachen – darunter auch Routen durch Ostdeutschland, über die Panzer, Artillerie und Flugabwehrsysteme an die Ukraine geliefert werden.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zeigte sich am Donnerstag wenig überrascht. „Dass Drohnen über Häfen oder Eisenbahnanlagen unterwegs sind, dürfte niemanden überraschen“, sagte er nach einem Treffen mit seiner spanischen Amtskollegin Margarita Robles in Berlin. Handhabe dagegen gebe es allerdings „nicht so furchtbar viel“.

Westliche Dienste alarmiert

Geheimdienste aus den USA und Europa gehen laut Berichten davon aus, dass Russland detailliert über deutsche und europäische Rüstungstransporte informiert ist. Demnach seien nicht nur zivile Transportwege betroffen, sondern auch militärische Einrichtungen. Bundeswehrstandorte, in denen ukrainische Soldaten ausgebildet werden, sowie US-Basen wie Ramstein, Wiesbaden und Stuttgart sollen von Drohnen überflogen worden sein. Selbst die Nato-AWACS-Basis in Geilenkirchen stehe auf der Spionageliste.

Die Zahl der Vorfälle habe im laufenden Jahr eine „deutlich dreistellige“ Größenordnung erreicht, hieß es aus Geheimdienstkreisen. Die Bundeswehr sprach von einem „klaren Anstieg“ seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022.

„Katz-und-Maus-Spiel“ mit Drohnen

Pistorius verwies auf Schwierigkeiten bei der Abwehr. „Die Zuordnung, von wo aus Drohnen gesteuert werden, ist oft sehr schwierig“, erklärte der Minister. Zwar habe die Bundeswehr Schutzmaßnahmen für militärische Anlagen verstärkt, etwa durch Abfangtechniken. Doch der Wettlauf zwischen Drohnenentwicklern und Abwehrsystemen bleibe „ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel“.

Kreml weist Vorwürfe zurück

Moskau reagierte mit einem Dementi. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Vorwürfe als „falsch“ und sprach von „schwer vorstellbaren“ Szenarien, in denen Deutschland solche Überflüge nicht bemerkt hätte. Nato-Generalsekretär Mark Rutte wollte die Berichte nicht bestätigen, warnte jedoch vor Russlands „hybrider Kriegsführung“. Diese umfasse neben Spionage auch mögliche Sabotageakte und gezielte Störungen des zivilen Luftverkehrs.

Waffenhilfe für die Ukraine

Deutschland unterstützt die Ukraine weiterhin mit umfangreichen Waffenlieferungen. Neben Panzern und Munition gehören dazu Radhaubitzen, Flugabwehrsysteme wie Patriot sowie Ausrüstung für die Luftverteidigung. Finanziert werden die Lieferungen über die sogenannte Ertüchtigungshilfe der Bundesregierung.

Ob und wie Russland die gesammelten Drohnendaten militärisch auswertet, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Drohnen am Himmel über Ostdeutschland sind längst Teil einer größeren Auseinandersetzung zwischen Moskau und dem Westen.

Geschrieben von: stanley.dost

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