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today27. August 2025
Was passiert, wenn der Staat sich aus der Verantwortung zurückzieht? Wenn er nicht mehr bereit ist, die letzten Stützen für Menschen zu sichern, die am Limit leben? Die Antwort ist bitter, konkret und erschütternd: Der Wegfall des Wohngeldes ist keine haushaltspolitische Fußnote. Es ist ein direkter Angriff auf die Existenzsicherung von Millionen.
Wohngeld ist kein Luxus, kein Gießkannenprojekt. Es ist das letzte Auffangnetz für Menschen, die keine andere Wahl haben: Alleinerziehende, Geringverdiener, Kleinrentner, chronisch Kranke. Wer Wohngeld bezieht, lebt nicht in Komfort sondern mit der täglichen Angst, dass auch diese Hilfe kippt. Und genau diese Angst wird jetzt Realität.
Pläne, die Wohngeldleistungen anzupassen oder in bestimmten Regionen sogar zu kürzen tragen den Keim sozialer Eskalation in sich. Man spricht im Politbetrieb gerne nüchtern von „Mietstufenanpassung“, „Haushaltskonsolidierung“ oder „steuerlicher Entlastung der Mitte“. Doch hinter diesen Begriffen steht eine bittere Wahrheit: In weiten Teilen des Landes wird das Wohngeld nicht erhöht, sondern reduziert oder faktisch durch strukturelle Eingriffe ausgehöhlt.
In Dutzenden Gemeinden wird es durch neue Einstufungen schlicht weniger Geld geben. Für Betroffene heißt das: Die Miete frisst den Kühlschrank leer. Die Energierechnung nimmt den letzten Cent. Der Briefkasten wird zum Feind, denn jede neue Forderung könnte der Anfang vom Ende sein.
Die Union spricht in ihrem Wahlprogramm von Entlastung. Von Eigenverantwortung. Von Leistungsgerechtigkeit. Sie verspricht mehr Wohnungsbau, weniger Vorschriften, ein „modernes Wohngeld“. Und doch lässt sich eine zentrale Frage nicht wegreden: Was passiert mit denen, die jetzt schon kaum durchkommen wenn das Versprochene zu spät oder gar nicht kommt?
Die CDU verspricht regelmäßige Anpassung. Gleichzeitig aber forciert sie eine Finanzpolitik, die genau solche Leistungen auf den Prüfstand stellt, wenn’s eng wird. Zwischen Parteitagsbeschluss und Haushaltsverhandlung liegt ein Realitätsbruch, den die ärmsten Haushalte dieses Landes ausbaden müssen.
In einem viel diskutierten Gespräch auf Helgoland einem symbolträchtigen Ort staatlicher Rückzugsräume sagte Markus Söder: „Wenn wir das Wohngeld kürzen müssen, dann sind diejenigen betroffen, die jeden Cent umdrehen. Wir aber müssen Mut zeigen, nicht Mitleid.“
Was für ein Satz. Ein Satz, der die soziale Kälte der Debatte auf den Punkt bringt. Es geht nicht mehr darum, wie man Menschen schützt sondern darum, ob sie den Härte-Test der Realität bestehen dürfen. Ausgerechnet jenen, die sich weder Steuerschlupflöcher noch Lobbyverbände leisten können, wird das letzte Stück staatlicher Fürsorge geopfert.
Was passiert, wenn das Wohngeld gekürzt wird?
Ein Rentner, der nach 45 Jahren Arbeit 720 Euro bekommt, verliert durch neue Mietstufen 42 Euro Zuschuss. Das ist die Hälfte seiner Heizkosten.
Eine Alleinerziehende, die mit zwei Kindern in einer 60-Quadratmeter-Wohnung lebt, bekommt durch Einkommensanhebung kein Wohngeld mehr verliert dadurch ihre Wohnung.
Ein Minijobber, der durch befristete Verträge immer unter der Armutsgrenze lebt, wird plötzlich als nicht mehr „förderwürdig“ eingestuft.
Jeder dieser Fälle ist real. Keine Statistik. Kein Szenario sondern Alltag. Alltag, der durch politische Sparvorgaben zu einem existenziellen Risiko wird.
Die eigentliche Frage ist nicht, ob das Wohngeld gekürzt wird sondern wem es etwas bedeutet, dass es gekürzt wird.
Für viele in der politischen Mitte ist es eine Randnotiz. Für die Menschen, die es betrifft, ist es alles. Es ist die Frage, ob sie bleiben dürfen, wo sie wohnen. Ob ihre Kinder weiter in dieselbe Schule gehen. Ob sie im Alter allein, aber würdig leben dürfen. Oder ob sie ausziehen, absteigen, aufgeben müssen.
Was hier unter dem Label „Haushaltsdisziplin“ verkauft wird, ist in Wahrheit soziale Blindheit oder kaltes Kalkül.
In einer Zeit, in der Milliarden für Industrieprojekte, Rüstungsbudgets und Unternehmensförderung bereitgestellt werden, darf der Sozialstaat nicht zur symbolischen Verhandlungsmasse verkommen. Wohngeld ist keine Gnade es ist ein Recht.
Wenn wir zulassen, dass dieses Recht ausgehöhlt, gestrichen, wegreformiert wird, dann verraten wir den Grundgedanken unseres sozialen Zusammenhalts.
Wohngeldkürzung ist kein politisches Detail. Sie ist ein sozialer Dammbruch.
Geschrieben von: Florian Jäger
CDU-Programm Helgoland-Kriese soziale-Existenz Wohngeld-Kürzung
today2. Oktober 2025
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