Pleitewelle rollt durch Lippe – Hoffnung auf Aufschwung rückt in Ferne

Die wirtschaftliche Lage in Lippe und Ostwestfalen-Lippe bleibt angespannt – und im August verdichten sich die Anzeichen einer neuen Insolvenzwelle. Deutschlandweit schnellten die Insolvenzanträge zuletzt zweistellig nach oben, auch in NRW melden Institute neue Höchststände. Besonders betroffen: Bauunternehmen und das verarbeitende Gewerbe – Branchen, die in Lippe traditionell stark vertreten sind.

Lokale Fälle häufen sich

Allein im ersten August-Halbmonat listete das Amtsgericht Detmold mehrere Firmenpleiten, darunter die Bösmann Beteiligungs GmbH und die Möbelmanufaktur Rüdiger Schwarz UG. Schlagzeilen machte zudem die Insolvenz einer Baufirma, die den Ausbau der Ostwestfalenstraße blockiert. Und erst Ende Juli meldete der Herforder Schrauben- und Befestigungsspezialist Dresselhaus Insolvenz in Eigenverwaltung – ein Warnsignal für die gesamte Region.

Arbeitsmarkt unter Druck

Auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeichnen kein freundliches Bild: Im Kreis Lippe waren im Juli 11.699 Menschen arbeitslos gemeldet, die Quote stieg binnen eines Jahres von 5,7 auf 6,3 Prozent. Besonders im Bau und in der Industrie ist die Lage angespannt. Die Arbeitsagentur spricht von einer „saisonalen Sommerflaute“ – doch die wachsende Zahl von Unternehmenspleiten deutet auf strukturelle Probleme hin.

Stimmung bleibt gedrückt

Eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammern zeigt, dass mehr als die Hälfte der lippischen Unternehmen die jüngste Zoll-Einigung zwischen EU und USA als Belastung sieht. Das ifo-Geschäftsklima hat sich zwar im Sommer leicht aufgehellt, bleibt aber weit unter früherem Niveau.

Ausblick: Holpriger Herbst

Experten erwarten keine schnelle Entlastung. Der Wirtschaftsforschungs­verbund IWH prognostiziert auch für den Herbst erhöhte Insolvenzzahlen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet bundesweit mit einem leichten Minus beim Bruttoinlandsprodukt in 2025. Erst 2026 könnte sich eine echte Erholung abzeichnen.