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150 Jahre Hermannsdenkmal: Vom Nationalmythos zum Wahrzeichen der Region

today16. August 2025 5

Hintergrund
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Das Hermannsdenkmal feiert heute seinen 150. Geburtstag – ein Jubiläum, das nicht nur die Geschichte der imposanten Statue, sondern auch den Wandel ihrer Bedeutung widerspiegelt. Einst Ausdruck nationalen Stolzes, ist der „Hermann“ heute Symbol für Heimat und Identität in Lippe und weit darüber hinaus.

Mehr als eine halbe Million Besucher zieht es jährlich zum Denkmal auf der Grotenburg im Teutoburger Wald. Für viele Lipperinnen und Lipper gehört der Hermann schlicht zum Alltag. „Man sagt ja immer, ein Lipper fühlt sich nur wohl, wenn er den Hermann in Sichtweite hat“, sagt Jörg Düning-Gast vom Landesverband Lippe.

Vom Kaiser bis zum KI-Trikot

Am 16. August 1875 wurde das Denkmal in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. eingeweiht. Zuvor hatte Bildhauer Ernst von Bandel fast sein ganzes Leben dem Bau gewidmet – und zeitweise sogar in einer Hütte am Fuße des Denkmals gelebt.

Doch die Symbolkraft des Hermannsdenkmals war nicht immer unumstritten. Während es im 19. Jahrhundert als Sinnbild für Patriotismus und nationale Einheit galt, vereinnahmten die Nationalsozialisten die Statue für ihre Propaganda. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Umgang mit dem Denkmal zunächst schwierig – erst in den 1970er-Jahren wandelte sich das Bild hin zu einem friedensstiftenden Mahnmal.

Zuletzt sorgte der Hermann im Mai dieses Jahres für Schlagzeilen: Nachdem ein KI-generiertes Bild ihn in einem Trikot von Arminia Bielefeld zeigte, zog die Realität nach – der Fußball-Hauptsponsor ließ die Statue tatsächlich einkleiden. Das sorgte für tausende Besucher und internationale Aufmerksamkeit.

Ein Denkmal als Festplatz

Zum 150. Geburtstag wird heute groß gefeiert: Auf die Besucher wartet ein buntes Familienfest, abends eine Silent Disco und für Kinder der „Munkelpfad“ – eine nächtliche Wanderung auf den Spuren von Geistern und Hexen rund um das Denkmal.

Der Eintritt ist frei. Direkt am Denkmal darf jedoch nicht geparkt werden – Shuttlebusse bringen Gäste regelmäßig von der Detmolder Innenstadt hinauf zur Grotenburg.

Damit blickt der Hermann auf 150 bewegte Jahre zurück – und zeigt, dass ein Denkmal viele Rollen spielen kann: vom Symbol nationaler Selbstfindung über die Last der Geschichte bis hin zum modernen Wahrzeichen mit Popkultur-Appeal.

Geschrieben von: stanley.dost

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