Regional

RETTER AM ENDE: Johanniter zerbrechen in Blomberg

today28. Juli 2025 5

Hintergrund
share close

Es war kein leiser Abschied. Es war ein dramatischer Zusammenbruch. Was einst als verlässlicher Eckpfeiler des lippischen Rettungswesens galt, ist in kürzester Zeit zur Ruine geworden: Die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) verlässt Blomberg – nicht nur mit ihrer letzten Rettungswache, sondern mit einem tiefen Riss in der gesamten Struktur und Seele der Organisation.

„Einige Mitarbeitende sind bei der Verkündung zusammengebrochen und in Tränen ausgebrochen“, berichtet ein Insider gegenüber den Medien.

Was bleibt? Enttäuschung. Wut. Und das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein.


Ein System bricht auseinander

Die Eskalation kam nicht überraschend – aber mit voller Wucht. Schon seit Monaten hatte der Kreis Lippe dem Johanniter-Regionalverband Lippe-Höxter den Rücken gekehrt:

  • Verlust einer Rettungswache nach der anderen: Lemgo, Detmold, Lieme, Bad Meinberg, Schlangen – und nun Blomberg, das letzte Standbein.

  • Außerordentliche Kündigung zum 31. März 2025: Die Begründung des Kreises – mangelhafte Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards – war ein vernichtendes Urteil.

Doch hinter den offiziellen Floskeln verbirgt sich ein tieferes Drama: Personalmangel, Führungschaos, Überforderung – und eine Organisation, die ihre eigenen Leute offenbar nicht mehr schützen konnte.


„Wir waren Familie – jetzt sind wir Verträge ohne Perspektive“

Ein ehemaliger Notfallsanitäter sagt, was viele denken, aber kaum einer öffentlich auszusprechen wagt:

„Wir waren ein Team. Es war Familie. Jetzt sitzen wir da mit gekündigten Verträgen, entwertetem Einsatz – und das Vertrauen ist weg.“

Die emotionale Katastrophe traf nicht nur die Belegschaft – sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger, die sich auf die Präsenz der Johanniter verlassen hatten.


Was bleibt von der Organisation? Ein Haus ohne Herz.

Die Johanniter betonen in ihrer offiziellen Erklärung, dass Hausnotruf, Katastrophenschutz und Verwaltung in Blomberg „fortgeführt“ werden. Doch viele Mitarbeitende sehen darin nur Fassade:

  • Der Katastrophenschutz kämpft mit Überalterung und Nachwuchsproblemen.

  • Der Hausnotruf ist dezentral organisiert – die emotionale Bindung zur Region fehlt zunehmend.

  • Die Regionalgeschäftsstelle? Ein leeres Büro, sagen Kritiker – die Zentrale ist gefallen, was bleibt ist nur Verwaltungshülle.


Kreis übernimmt – doch zu welchem Preis?

Der Kreis Lippe reagierte mit dem Rückzug der Johanniter durch eine Re-Kommunalisierung des Rettungsdienstes. Doch auch das läuft nicht friktionsfrei:

  • 40 Ex-Johanniter wurden übernommen – doch viele andere blieben auf der Strecke.

  • Fahrzeuge, Ausrüstung und Know-how? Noch offen.

  • Das Vertrauen der Bevölkerung? „Angeschlagen bis irreparabel“, sagen Kritiker aus dem Ehrenamt.


Fazit: Versagen auf allen Ebenen – und ein warnendes Symbol für den Katastrophenschutz in NRW

Was in Blomberg geschah, ist kein Einzelfall. Es ist das Gesicht eines strukturellen Notstands, der sich durch Hilfsorganisationen im ganzen Land zieht. Die Johanniter haben in Lippe nicht nur einen Standort verloren – sie haben ein Versprechen gebrochen: Nämlich das der Verlässlichkeit in der Stunde der Not.

Und genau das ist der eigentliche Skandal.

Geschrieben von: stanley.dost

Rate it

Beitrags-Kommentare (0)

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet