Deutschland

Merz-Regierung will Strompreise senken – Entlastung oder teurer Kompromiss?

today23. Juni 2025

Hintergrund
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Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz plant ein umfassendes Entlastungspaket zur Senkung der Strompreise. Doch wie stark profitieren Verbraucher wirklich – und wer zahlt am Ende die Rechnung?

Einer aktuellen Umfrage zufolge machen sich 88 Prozent der Deutschen Sorgen über die steigenden Energiekosten. Die Merz-Regierung will nun mit einem Mix aus Steuersenkungen und dem Wegfall von Umlagen gegensteuern. Ziel: spürbare Entlastung für Haushalte. Doch Experten warnen: Das Paket sei teuer, kurzfristig – und greife die Ursachen nicht an.

So viel soll die Stromrechnung sinken

Kern des geplanten Pakets sind drei Maßnahmen:

  1. Stromsteuer-Senkung auf das EU-Minimum: Statt aktuell 2,05 Cent pro Kilowattstunde sollen künftig nur noch 0,05 Cent anfallen.

  2. Wegfall von Umlagen: Die Offshore-Netzumlage und die KWKG-Umlage sollen gestrichen werden – zusammen rund 2,5 Cent pro Kilowattstunde.

  3. Halbierung der Netzentgelte: Vergleichsportale erwarten dadurch eine zusätzliche Ersparnis von rund 52 Euro pro Jahr für eine Familie.

In der Summe könnten Vier-Personen-Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh etwa 220 Euro jährlich sparen. Die genaue Höhe hängt jedoch von regionalen Netzgebühren und individuellen Verbrauchswerten ab.

Teure Entlastung – Wer zahlt die Zeche?

Die Maßnahmen sind für Verbraucher attraktiv – für den Staat jedoch kostspielig. Schätzungen zufolge summieren sich die Ausgaben auf 21,6 Milliarden Euro pro Jahr. Finanziert werden soll das über den Bundeshaushalt – also indirekt durch die Steuerzahler.

Kritiker sehen darin eine Verlagerung der Kosten, keine Lösung: „Statt strukturelle Probleme anzugehen, wird die Last einfach verschoben“, so ein Energieexperte gegenüber dem Focus.

Realistische Lösung oder politisches Wunschdenken?

Im internationalen Vergleich geht Deutschland einen eigenen Weg. Während Länder wie Frankreich direkt in den Strommarkt eingreifen und etwa Preisdeckel einführen, setzt die Merz-Regierung auf steuerpolitische Maßnahmen. Diese gelten als weniger marktverzerrend, verursachen aber massive Haushaltskosten.

Spanien und Portugal etwa regulieren gezielt den Gaspreis für die Stromerzeugung – mit EU-Sondergenehmigung. In Deutschland hingegen bleibt die Marktpreisbildung unangetastet, was Experten als „ordnungspolitisch sauber, aber finanziell riskant“ bewerten.

Langfristig hilft nur ein Umbau des Energiesystems

Alle Entlastungen nützen wenig, wenn die Ursachen nicht behoben werden: Hohe Erzeugungskosten, veraltete Netze und fehlende Speicherkapazitäten. Eine nachhaltige Senkung der Strompreise erfordert Investitionen in erneuerbare Energien, regelbare Gaskraftwerke und eine moderne Infrastruktur. Ohne diesen grundlegenden Umbau bleibt das Entlastungspaket ein kostspieliges Pflaster für ein chronisches Problem.

Geschrieben von: Matthias Masnata

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