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today26. Mai 2025 5
Ein Reporter der New York Times war zu Gast in Bielefeld – und zeichnete in einem ausführlichen Artikel ein Bild, das zwischen Kritik, Klischees und versteckter Anerkennung schwankt, berichtet das Westfalenblatt.
Bielefeld – Für viele ist die Stadt an der Sparrenburg ein vertrauter Ort zwischen Ostwestfälischer Bodenständigkeit, Industriegeschichte und Fußballleidenschaft. Für Reporter Clay Risen von der New York Times dagegen offenbar vor allem eins: langweilig. In seinem Bericht über Bielefeld, der jetzt in der renommierten US-Zeitung erschienen ist, verwendet er dieses Wort mehrfach – und doch steckt in der Analyse mehr als nur ein abfälliges Urteil.
Zwischen Pokalfieber und Provinzgefühl
Risen besuchte unter anderem Oberbürgermeister Pit Clausen in dessen Büro – samt Labrador-Mix „Scotty“ unterm Schreibtisch – und machte Station in der Altstadt sowie beim Training von Arminia Bielefeld. Das Pokalfinale und der jüngste sportliche Höhenflug der Arminia bilden den Anlass seines Besuchs. Doch der Artikel zielt auf ein größeres Thema: das Bild des „alten Deutschlands“ zwischen Industrie und Stabilität – und die Frage, ob das in Zeiten des Wandels noch zeitgemäß ist.
Bielefeld als Symbol für ein verlorenes Ideal
Der berüchtigte „Bielefeld-Mythos“ dient Risen dabei als Metapher: Wenn es Bielefeld gar nicht gibt, dann vielleicht deshalb, weil es für etwas steht, das vielen heute unerreichbar erscheint – solide Unternehmen, soziale Einrichtungen wie Bethel, historische Bauwerke und verlässliche Ordnung. In diesem Sinne stilisiert er die Stadt zu einer Art Gegenbild zur Unübersichtlichkeit des 21. Jahrhunderts.
Fußball als Hoffnungsträger
Auch Arminia Bielefeld spielt im Text eine Rolle – als ehemals belächelter Verein, der nun mit Pokalfinale und Aufstieg zur „Cinderella Story“ wird. Die Arminia sei „der Prügelknabe der Stadt“, der sich in einen landesweiten Sympathieträger verwandle, so Risen. Fußball wird hier zur Metapher für Hoffnung und Wandel in einer Stadt, die sonst oft übersehen wird.
Verhaltene Reaktionen
Die Reaktionen auf den Artikel sind gemischt. Während manche Leser die Analyse als pointiert und treffend empfinden, stören sich andere an Klischees und Auslassungen. Eine Leserin kritisierte etwa, dass Bielefelds Universität im Text mit keinem Wort erwähnt wird.
Ein Abgesang mit Zwischentönen
Trotz der provokanten Wortwahl schwingt in Risens Fazit auch ein unerwarteter Respekt mit: Inmitten globaler Unsicherheit sei eine Stadt wie Bielefeld mit ihrer „langweiligen Stabilität“ womöglich gar nicht so unattraktiv – zumindest für die, die dort leben.
Geschrieben von: Florian Jäger
today1. Dezember 2025
today1. Dezember 2025
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