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today22. Mai 2025
Bielefeld. Die Vergabe der Schulverpflegung an 17 weiterführenden Schulen in Bielefeld sorgt für heftige Diskussionen. Im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung erhielt der Caterer „Ehrenfried GmbH“ aus Heidelberg den Zuschlag – und löst damit regionale Anbieter wie die Stattküche Münster und die Bielefelder Falken ab. Die Entscheidung fällt vielen Beteiligten schwer, denn Kritiker bemängeln den Verlust bewährter, pädagogisch durchdachter Konzepte zugunsten einer rein preisorientierten Lösung, berichtet die Lippische Wochenzeitung.
So soll das Helmholtz-Gymnasium künftig ebenso wie fünf weitere Schulen vom Unternehmen Ehrenfried mit Essen beliefert werden. Das Essen wird in Süddeutschland gekocht, tiefgekühlt oder gekühlt nach Bielefeld transportiert und vor Ort in sogenannten „Thermophoren“ regeneriert – ein automatisiertes System, das weniger Personal erfordert als die bisherigen Konvektomaten. Laut Anbieter werden täglich etwa 630 Mahlzeiten angeliefert, der Preis pro Essen liegt bei rund vier Euro.
Eltern und Schüler protestieren
Die Umstellung stößt auf großen Widerstand. Schüler der Gesamtschule Quelle hatten bereits auf dem Rathausplatz demonstriert, nachdem bekannt wurde, dass der bisherige Anbieter Falken seinen Auftrag verliert. Die Falken hatten mit ihrem Frischeküchen-Konzept in den letzten Jahren die Nachfrage vervierfacht. Geschäftsführer Uli Gödde sieht die Ausschreibung rein auf den Preis reduziert und hat einen Anwalt eingeschaltet. Dessen rechtliche Einschätzung bestätigt: Über pädagogische Inhalte und Frischekonzepte habe die Stadt nicht entschieden – ausschlaggebend seien zu 80 Prozent der Preis und zu 20 Prozent der Bio-Anteil gewesen.
Kritik an Ausschreibungspraxis
Dr. Nicole Reese von der Partei „Lobbyisten für Kinder“ kritisiert besonders die mangelnde Regionalität der neuen Lösung: „Gesunde Schulverpflegung sollte möglichst vor Ort entstehen – das ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch pädagogisch sinnvoller.“ Sie sieht viele Familien auf die Mensen angewiesen und fordert ein grundsätzliches Umdenken bei der Ausschreibung.
Kommentar: Essen ist mehr als nur satt werden
Der Streit zeigt: Schulessen ist mehr als eine logistische Aufgabe – es geht um Gemeinschaft, gesunde Ernährung und Bildungsaspekte. Die Stadt Bielefeld steckt in einem Dilemma: Mit nur vier echten Schulküchen und einer europaweiten Ausschreibungspflicht bleiben viele gute Ansätze auf der Strecke. Ein radikales Umdenken scheint nötig – hin zu einem Konzept, das Qualität, Regionalität und pädagogische Wirkung stärker berücksichtigt. Denn für viele Kinder ist das Schulessen oft die einzige warme Mahlzeit in Gesellschaft.
Geschrieben von: Florian Jäger
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