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Seit Tagen sorgt ein angeblicher 28-Punkte-Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs für Unruhe in Washington. Das Papier, das überraschend viele Forderungen des Kremls widerspiegeln soll, wirft eine zentrale Frage auf: Wer hat es eigentlich verfasst?
In US-Thinktanks, Nachrichtensendern und Kongressbüros herrscht Ratlosigkeit. Ivo Daalder, ehemaliger US-NATO-Botschafter, lobt immerhin die Reaktion der Ukraine in Genf. Sie habe deutlich gemacht, dass Verhandlungen nicht einseitig diktiert werden dürften: „Bevor ihr uns Verpflichtungen vorgibt hört erst einmal unsere Seite“, fasste Daalder bei CNN zusammen.
Während einige Experten hoffen, dass die Regierung ihre Position inzwischen korrigiert hat, bleibt die Herkunft des Plans umstritten.
Am Rande einer Sicherheitskonferenz in Kanada behaupteten mehrere US-Senatoren, Außenminister Marco Rubio habe sie telefonisch informiert, dass das Dokument nicht aus den USA stamme. Der republikanische Senator Mike Rounds sagte, der Vorschlag sei vom russischen Vertreter an den US-Sondergesandten Witkoff übergeben worden.
Senator Angus King ging noch weiter: Der Plan sei „im Prinzip die Wunschliste der Russen“.
Doch das State Department widerspricht: Man selbst habe den Text ausgearbeitet allerdings unter Einbeziehung von Input aus Russland und der Ukraine. Die widersprüchlichen Aussagen nähren den Eindruck einer Regierung, die intern nicht geschlossen agiert.
William Taylor, einst US-Botschafter in Kiew, zeichnet ein anderes Bild: Er vermutet, dass die Russen den 28-Punkte-Plan erstellten, ihn Witkoff überreichten und anschließend bewusst an Medien weitergaben. Ukrainern und Europäern sei hingegen ein völlig anderes, offizielles US-Dokument vorgelegt worden.
Brisant: Laut Reuters erfuhren selbst hochrangige Mitarbeiter des State Departments und des Nationalen Sicherheitsrats erst über die Presse von dem umstrittenen Plan. Auch Trumps Ukraine-Gesandter Keith Kellogg soll nicht eingeweiht gewesen sein.
Egal, welche Version letztlich stimmt: Im US-Kongress könnte die Angelegenheit ein Nachspiel haben. Der Eindruck politischer Unordnung ist nicht mehr zu übersehen. Beobachter spekulieren über interne Rivalitäten in der Regierung insbesondere zwischen Außenminister Rubio, Sondergesandtem Witkoff, Vizepräsident JD Vance und anderen Akteuren der Trump-Administration. Washington fragt sich nun: Chaos oder gezielter Machtkampf? Möglicherweise erlebt die Welt gerade beides.
Der 28-Punkte-Plan hätte ein diplomatischer Meilenstein werden können stattdessen wurde er zum Symbol politischer Verwirrung. Ob Schlamperei, interner Streit oder gezielte Einflussnahme: Die USA haben mit diesem Durcheinander vor allem eines verloren Glaubwürdigkeit. Wer Frieden vermitteln will, muss geschlossen auftreten, transparent handeln und den Partnern Verlässlichkeit bieten. Das Gegenteil ist geschehen. Die Leidtragenden dieser Episode sind nicht die Strategen in Washington, sondern die Menschen in der Ukraine, die auf einen verlässlichen diplomatischen Prozess angewiesen sind.
Geschrieben von: Florian Jäger
today14. November 2025
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