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Angst, Fehde, Schüsse: Nimani-Prozess geht in entscheidende Phase

today20. November 2025

Hintergrund
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Rund neun Monate nach den dramatischen Schüssen vor dem Landgericht Bielefeld steht heute voraussichtlich das Urteil im Prozess gegen Berat Nimani und seine Schwester an. Ende Februar hatte ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften für Aufsehen gesorgt, nachdem in unmittelbarer Nähe des Gerichts zahlreiche Schüsse gefallen waren.

Angeklagter äußert sich erstmals ausführlicher

Zum ersten Mal seit Prozessbeginn ließ Berat Nimani eine ausführliche schriftliche Erklärung durch seine Verteidigerin verlesen. Darin räumt er ein, Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude geschossen zu haben, aus Angst, wie er betonte. Er habe sich bedroht gefühlt und in Panik gehandelt. Bereits vor dem Mord an seinem Bruder Besar Nimani habe es Drohungen gegen seine Familie gegeben.

Zugleich legte der Angeklagte ein Teilgeständnis ab: Während er die Schüsse auf dem Gehweg zugibt, bestreitet er, später aus einem fahrenden Auto gefeuert zu haben. Das Landgericht hatte allerdings zuvor angedeutet, dass er auch dafür verantwortlich sein könnte.

Nimani entschuldigte sich außerdem bei zwei Opfern, die durch seine Schüsse verletzt worden waren.

Gericht zweifelt an Darstellung – Schwester ebenfalls angeklagt

Die Darstellung des Angeklagten, nicht aus dem Auto geschossen zu haben, wird vom Gericht angezweifelt. Mitangeklagt ist auch die Schwester des getöteten Ex-Boxers, die bei den späteren Schüssen in dem Fahrzeug gesessen haben soll. Nimani erklärte hingegen, er sei mit der Stadtbahn nach Hause gefahren, wofür es Zeugen gebe.

Nach der Verlesung der Erklärung äußerte der Vorsitzende Richter Gesprächsbedarf: „Ich habe Fragen.“ Die Verteidigerin des Angeklagten lehnte eine sofortige Befragung jedoch ab. Die Fragen sollten schriftlich gestellt und später beantwortet werden.

Hintergrund: Langjährige Familienfehde

Der Schusswechsel im Februar steht im Zusammenhang mit dem Mord an Nimanis Bruder Besar im März 2024. Der ehemalige Profiboxer war in der Bielefelder Altstadt mit 16 Schüssen getötet worden, ein Täter wurde dafür später zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen heimtückischen Mordes verurteilt, ein weiterer Tatverdächtiger ist bis heute flüchtig. Die Hintergründe des Mordes gelten weiterhin als ungeklärt.

Während eines Verhandlungstages im Februar 2025 verließen Angehörige des damals Angeklagten das Gerichtsgebäude. Kurz darauf fielen in Sichtweite zum Gericht mehrere Schüsse, bei denen es nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft um Blutrache gegangen sein könnte. Zwei Geschwistern, darunter Berat Nimani, wird die Tat zur Last gelegt.

Die Attacke löste einen umfassenden Polizeieinsatz in der Bielefelder Innenstadt aus. Über Stunden suchten Einsatzkräfte nach einem der mutmaßlichen Schützen. Vier Menschen wurden verletzt, drei davon Angehörige des im April 2025 verurteilten 34-jährigen Täters.

Prozessabschluss und erwartetes Urteil

Der Prozess wegen versuchten Mordes begann im August, ursprünglich waren Verhandlungstermine bis ins neue Jahr vorgesehen. Nun hat das Landgericht die Beweisaufnahme beendet und will voraussichtlich heute, Donnerstag, den 20. November, das Urteil verkünden.

Geschrieben von: Isabelle Isabelle

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