Politik

Ein Jahr nach dem Ampel-Aus: Was aus Scholz, Habeck, Lindner & Co. geworden ist

today4. November 2025

Hintergrund
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Vor genau einem Jahr erschütterte der Bruch der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP das politische Berlin. Der 6. November 2024 markierte das Ende einer Regierung, die einst als Fortschrittsbündnis gestartet war und schließlich an ihren inneren Spannungen zerbrach, berichten Medien. Heute, zwölf Monate später, haben sich viele der damaligen Spitzenpolitiker neu erfunden manche in aller Ruhe, andere mit lautem Knall.

Olaf Scholz Vom Kanzler zum Hinterbänkler

Er galt als „Kanzler der Stabilität“, doch seine Amtszeit war kürzer als erwartet. Olaf Scholz (SPD) blieb dem Bundestag treu, wechselte jedoch von der Regierungsbank auf die Hinterbänke. Im politischen Alltag tritt der 67-Jährige leiser auf: keine Ausschusssitzungen, keine Reden, keine Schlagzeilen. Stattdessen nimmt er sich Zeit für Privates und, wie er schmunzelnd sagte, „für Dinge, die früher nicht drin waren“.

Robert Habeck Der Gelehrte im Exil

Robert Habeck (Grüne) verabschiedete sich mit intellektuellem Anspruch aus der Politik. Nach heftigen Abschiedsworten gegen politische Gegner zog es ihn ins Ausland. In Kopenhagen und Berkeley forscht und lehrt der frühere Vizekanzler über Politik und Gesellschaft und sucht nach Abstand zum „engen Korsett“ des Berliner Politikbetriebs.

Christian Lindner Vom Finanzminister zum Strategieberater

Nach der Wahlniederlage seiner FDP zog sich Christian Lindner (46) zunächst ins Familienleben zurück. Nach der Geburt seiner Tochter kehrt er nun in die Wirtschaft zurück: als Berater und Mitglied in internationalen Unternehmensgremien. Vom einstigen Hoffnungsträger der Liberalen zum Business-Stratege ein abrupter, aber kalkulierter Wandel.

Annalena Baerbock Vom Auswärtigen Amt zur Weltbühne

Annalena Baerbock (Grüne) hat ihren Weg in die internationale Diplomatie fortgesetzt. In New York steht sie seit Kurzem an der Spitze der UN-Generalversammlung als erst fünfte Frau überhaupt. Ihr neues Amt könnte der Auftakt zu einer globalen Karriere sein.

Boris Pistorius Stabil in stürmischen Zeiten

Er blieb, als viele gingen: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat als einziger Minister den Wechsel in die neue Merz-Regierung geschafft. Mit seiner klaren Sprache und seinem Fokus auf Wehrhaftigkeit bleibt er einer der beliebtesten Politiker im Land und Symbol für Kontinuität in bewegten Zeiten.

Karl Lauterbach, Lisa Paus & Co. Die stillen Weiterarbeiter

Viele andere Ex-Minister haben ihren Platz im Bundestag behalten und wirken dort nun in Ausschüssen. Karl Lauterbach (SPD) leitet den Forschungsausschuss, Lisa Paus (Grüne) den Haushaltsausschuss. Weg von der Öffentlichkeit, aber nicht aus der Politik.

Cem Özdemir Der Grüne mit Ambitionen

Der ehemalige Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat größere Pläne: In Baden-Württemberg will er 2026 Winfried Kretschmann als Ministerpräsident beerben. Ob ihm der Sprung von Berlin nach Stuttgart gelingt, bleibt offen die Umfragen sprechen gegen ihn.

Ein Jahr nach dem Ampel-Crash zeigt sich: Die Wege der einstigen Mitstreiter führen weit auseinander vom Bauernhof bis zur Weltpolitik. Nur eines haben sie gemeinsam: Das Kapitel „Ampel“ ist für alle endgültig abgeschlossen.

Kommentar:
Der Bruch der Ampel-Koalition war mehr als ein politisches Ereignis – er war ein Wendepunkt. Aus einstigen Partnern wurden Einzelkämpfer, aus Regierungsprofis Privatleute, Lehrende, Strategen. Doch die politische Landschaft bleibt von dieser Ära gezeichnet: von Enttäuschungen, Ambitionen und Neuanfängen. Deutschland hat neue Machtverhältnisse und eine alte Erkenntnis: Bündnisse halten selten länger als ihre Kompromisse.

Geschrieben von: Florian Jäger

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