Deutschland

„Stark in der Schwäche: Warum Wolfgang Grupps Offenheit über Depressionen so wichtig ist“

today18. Juli 2025

Hintergrund
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Heute beginne ich diesen morgen|stern nicht mit Politik. Stattdessen widme ich mich einem Thema, das Millionen Menschen betrifft – und doch immer noch viel zu oft im Verborgenen bleibt: Depressionen.

Fast zehn Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen – direkt oder als Angehörige. Depressionen sind längst eine Volkskrankheit, doch das gesellschaftliche Stigma ist noch immer groß. Menschen mit Depressionen wird nach wie vor unterstellt, sie seien schwach, sie müssten sich „nur zusammenreißen“ oder einfach mal „abschalten“. Solche Vorstellungen sind nicht nur falsch – sie sind gefährlich.

In diesem Zusammenhang ist der Schritt von Wolfgang Grupp, dem langjährigen Chef des Unternehmens Trigema, besonders bedeutsam. Grupp sprach kürzlich offen über seine Depression und forderte Betroffene auf, sich professionelle Hilfe zu holen. „Meine Bitte an alle, die an Depressionen leiden: Suchen Sie sich Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung“, sagte er.

Ein Unternehmer, der seit Jahrzehnten als Symbol für Leistungsfähigkeit und Disziplin gilt, gibt zu: Ich bin krank. Ich brauche Hilfe. Das ist kein Zeichen von Schwäche – das ist ein Akt großer Stärke.

Warum Grupp so spät Hilfe suchte oder ob er bereits in Behandlung war – das wissen wir nicht. Doch genau das ist Teil der Realität: Für viele Betroffene ist der Schritt, Hilfe zu suchen, enorm schwer. Die Krankheit selbst redet ihnen ein, sie seien wertlos, sie seien allein. Sie baut Mauern, wo Türen sein müssten.

Ich weiß, wovon ich spreche – auch aus persönlicher Erfahrung.

Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft endlich lernen, hinzusehen. Fragen wir nach. Nicht nur, wenn etwas offensichtlich nicht stimmt. Sondern regelmäßig, ehrlich, offen: Wie geht es dir – wirklich? Manchmal kann genau diese Frage ein Leben retten.

Wolfgang Grupp hat mit seiner Offenheit ein Zeichen gesetzt. Dafür verdient er Respekt – nicht nur für sein Lebenswerk, sondern für seinen Mut, sich in einem Moment großer Verletzlichkeit an die Öffentlichkeit zu wenden. Sein Appell ist ein Aufruf an uns alle: Hören wir auf, psychische Krankheiten zu ignorieren. Fangen wir an, über sie zu reden.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe braucht: Die Deutsche Depressionshilfe bietet auf ihrer Webseite Informationen, Beratungsstellen und Telefonnummern. Sie sind nicht allein.

Geschrieben von: Matthias Masnata

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