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Getränkemarkt unter Druck: Oetkers Flaschenpost sorgt für Ungleichgewicht im Wettbewerb

today16. Juli 2025

Hintergrund
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Während sich zahlreiche Lieferdienste aus dem hart umkämpften deutschen Markt zurückziehen, floriert flaschenpost und wird zum Wachstumsmotor der Oetker-Gruppe. Die Übernahme des Start-ups im Jahr 2020 für rund eine Milliarde Euro scheint sich für den Konzern auszuzahlen. Im aktuellen Geschäftsbericht wird flaschenpost ausdrücklich als zentraler Treiber für den Umsatzanstieg im Bereich „Weitere Interessen“ genannt, berichten Medien.

Doch der Erfolg hat eine Kehrseite: Kleine, unabhängige Getränkelieferdienste wie der Hamburger Betrieb von Alexander von der Marwitz geraten zunehmend unter Druck. Sie können mit den Niedrigpreisen, die flaschenpost dank interner Konzernstrukturen anbieten kann, nicht mithalten. So lag ein Kasten Jever dort über Monate regelmäßig bei 14,99 €, während die Einkaufspreise für kleinere Anbieter teilweise sogar darüber liegen ohne Auslieferungskosten eingerechnet.

Brisant: Der Oetker-Konzern kontrolliert nicht nur flaschenpost, sondern mit der Radeberger Gruppe auch Deutschlands größte private Brauereigruppe. Diese vertreibt rund 80 Biermarken und könnte konzernintern günstigere Konditionen ermöglichen ein klarer Nachteil für unabhängige Lieferdienste, wie Marktbeobachter kritisieren. Das Bundeskartellamt sieht bislang jedoch keine marktbeherrschende Stellung.

Zusätzliche Sorgen bereitet Branchenexperten die Plattform wir-liefern-getränke.de, die von zahlreichen kleinen Händlern genutzt wird und in einem Joint Venture mit der Oetker-Gruppe steht. Laut Kritikern besteht die Gefahr, dass Oetker die Plattform strategisch bremst, um Kundschaft zu flaschenpost zu lenken.

Ulrich Müller von Rebalance Now fordert eine kritische Neubewertung des Kartellrechts. Denn langfristig drohe ein Rückgang des Wettbewerbs mit steigenden Preisen und weniger Auswahl für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Ein Konzern, viele Wege Oetker spielt im Liefergeschäft eine dominante Rolle, die zunehmend kleinere Anbieter an den Rand drängt. Was kurzfristig bequem erscheint, könnte langfristig Innovation und Vielfalt kosten. Wettbewerb braucht faire Regeln, sonst verlieren am Ende alle auch die Kundschaft.

Geschrieben von: Florian Jäger

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