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Patt im Windschatten – Ohrser Windkraft-Streit spaltet Lagenser Politik

today3. Juli 2025

Hintergrund
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Ein überraschender Schachzug im Bauausschuss sorgt für Stillstand statt Entscheidung – doch der Konflikt um zwei Groß-Windräder kocht jetzt erst richtig hoch.

 Es hätte ein klarer Schlagabtausch werden können – doch im Lagenser Bauausschuss endete die hitzige Debatte über zwei geplante Windkraftanlagen in Ohrsen in einem politischen Stillstand. Ein „Patt“ statt eines klaren Siegs für eine Seite – und das nach einer Sitzung, die elektrisierender kaum hätte sein können, berichtet die Lippische Wochenzeitung.

Während sich fast alle Fraktionen – von AfD über CDU, FDP, FWG/BBL bis hin zu Aufbruch C – vehement gegen die Windkraftpläne der Bürger-Energie-Genossenschaft Lage (BELA) positionierten, hielten sich ausgerechnet die Sozialdemokraten auffällig zurück. Lediglich die Grünen bekannten offen Farbe für das Projekt.

Gerade als es schien, als stünde das Vorhaben kurz vor dem Aus, sorgte ein unerwarteter Vorschlag des SPD-Ausschussvorsitzenden Hans Hofste für einen Richtungswechsel. Anstelle einer sofortigen Ablehnung plädierte er für ein Moratorium: Der Antrag solle zurückgestellt werden – bis die BELA ein überzeugendes Meinungsbild aus der Bevölkerung vorlegen könne. Eine Bürgerversammlung solle Klarheit schaffen.

Doch wer zählt zur „betroffenen Bevölkerung“?
Die Diskussion darum, wer bei dieser Versammlung überhaupt als „betroffen“ gilt – nur Ohrser Bürger oder auch Nachbarn aus benachbarten Ortsteilen? – ist bereits entbrannt. Ebenso die Frage, ob ein solcher Stimmungscheck überhaupt repräsentativ sein kann. Zwar hatte die Bürgerinitiative rund um Ferdinand Schmedding über 100 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, doch ein gesamtgesellschaftlicher Konsens ist damit nicht nachgewiesen.

Politisches Manöver oder demokratischer Ausgleich?
Hinter den Kulissen wurde die Debatte weiter angeheizt durch einen politischen Schachzug: Ausschussvorsitzender Frederik Topp (CDU) erklärte sich wegen persönlicher Verflechtungen für befangen – eine Rolle, die Hofste als sein Stellvertreter strategisch übernahm. Ein Manöver, das letztlich die knappe Mehrheit von acht zu sieben Stimmen für Hofstes Vorschlag ermöglichte.

Der nächste Akt beginnt
Was sich zunächst wie ein taktischer Ausgleich anhört, entfaltet bereits Eskalationspotenzial. AfD-Ratsherr Uwe Detert streute über soziale Medien den Vorwurf, ein Ratsmitglied habe gezielt BELA-Anteile abgestoßen, um als „unbefangen“ abstimmen zu können. Die Grünen konterten entschieden: Kein Anteilseigner habe sich an der Abstimmung beteiligt – die Beteiligten seien regelkonform durch Stellvertreter ersetzt worden.

Fazit: Die Entscheidung wurde vertagt, doch der Konflikt ist nun voll entbrannt. Was politisch als Patt endet, wirkt im Ortsteil Ohrsen wie ein Aufruf zur Mobilmachung – der eigentliche Sturm um die Windräder hat gerade erst begonnen.

Geschrieben von: Florian Jäger

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