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ICE-Trasse durch Bad Salzuflen: Kritik, Sorgen und fehlende Transparenz

today30. Juni 2025

Hintergrund
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Kommentar: Bürger werden überrollt, bevor der Zug überhaupt rollt
Schnellzug statt Schutzgebiet?
Streit um Bahnprojekt Hannover–Bielefeld spitzt sich in Bad Salzuflen zu

Das geplante Großprojekt einer ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover sorgt zunehmend für Proteste. Besonders in Bad Salzuflen wächst der Widerstand. Fünf von insgesamt zwölf möglichen Trassenvarianten führen direkt durch das Stadtgebiet – darunter sensible Natur- und Heilquellenbereiche. Für die Bürgerinitiative WiduLand ist das nicht hinnehmbar.

„Alle vorgeschlagenen Varianten bedeuten gravierende Eingriffe in unsere Landschaft und Infrastruktur. Wir lehnen sie deshalb geschlossen ab“, erklärt ein Sprecher der Initiative. Besonders brisant: Auch ein Tunnel durch das Heilquellenschutzgebiet Obernberg steht zur Debatte.

Fehlende Transparenz und Bürgernähe
Kritik kommt nicht nur wegen des Streckenverlaufs, sondern auch wegen der Art der Bürgerbeteiligung: Öffentliche Fragestunden gab es bisher nicht – Bürgerinnen und Bürger konnten sich nur schriftlich äußern. Das erzeugt Unmut und Misstrauen. „Wir fühlen uns übergangen“, so eine Anwohnerin bei einer Infoveranstaltung.

Auch die Stadt Bad Salzuflen selbst äußert scharfe Kritik. Sie fordert eine Wiederaufnahme des Dialogs mit dem Bundesverkehrsministerium. Der aktuelle Planungsstand sei mangelhaft, die Kommunikation unzureichend, und die Bevölkerung werde nicht angemessen einbezogen.

Natur, Kosten, Alternativen – viele Fragen offen
Besonders problematisch sind die potenziellen Auswirkungen auf Naturschutzgebiete sowie Trink- und Heilquellen – ein wesentlicher Bestandteil des Kurbetriebs der Stadt. Die Bürgerinitiative warnt vor dauerhaften Schäden am Ökosystem.

Zudem fehlt bisher eine klare Kostenübersicht. Ob Tunnelbau, Lärmschutz oder Grundstücksenteignungen – vieles ist noch ungeklärt. Auch die Option, die bestehende Bahntrasse auszubauen, wird von Kritikern als nicht gleichwertig geprüft eingeschätzt.
Wenn Beteiligung zur Pflichtübung verkommt.

Kommentar

Die Idee eines besseren Fernverkehrs ist grundsätzlich sinnvoll – aber nicht auf Kosten der Lebensqualität ganzer Städte. Was in Bad Salzuflen geschieht, zeigt ein größeres Problem: Großprojekte werden oft über die Köpfe der Menschen hinweg geplant. Wenn Dialoge nur auf dem Papier stattfinden und Alternativen nicht ernsthaft erwogen werden, entsteht kein Fortschritt – sondern Widerstand.
Der Bund und die Deutsche Bahn müssen endlich echte Beteiligung ermöglichen, transparente Fakten liefern und den Ausbau der Bestandstrecke realistisch bewerten. Wer die Bevölkerung ignoriert, verspielt Vertrauen – und am Ende vielleicht auch das Projekt.

Geschrieben von: Florian Jäger

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