Welt

„Daddy“-Debatte beim NATO-Gipfel: Rutte stellt Klarstellung zu Trump-Kommentar

today26. Juni 2025

Hintergrund
share close


Beim ersten NATO-Gipfel nach Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus drehte sich vieles um den US-Präsidenten – und um eine Formulierung, die für Aufsehen sorgte. NATO-Generalsekretär Mark Rutte stellte sich demonstrativ an die Seite Trumps und betonte wiederholt dessen Bedeutung für das transatlantische Bündnis. Eine Bemerkung auf einer Pressekonferenz jedoch sorgte für Irritationen – insbesondere eine Anspielung auf die Bezeichnung „Daddy“.

Rutte hatte in einem gemeinsamen Auftritt mit Trump dessen Vergleich zwischen dem Iran und Israel als „zwei streitenden Kindern“ aufgegriffen. Seine Antwort: „Dann muss ‚Daddy‘ manchmal eine harte Sprache benutzen.“ Diese Aussage wurde von vielen als übertriebene Unterwürfigkeit gegenüber dem US-Präsidenten interpretiert.

Nun stellt Rutte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters klar: „Ich habe Trump nicht ‚Daddy‘ genannt.“ Vielmehr habe er ein Bild verwendet, das die Rolle der USA im Bündnis verdeutlichen sollte: „In Europa höre ich gelegentlich Sätze wie: ‚Hey, Mark, werden die USA bei uns bleiben?‘ Und ich erwidere dann: Das klingt ein bisschen so, als würde ein Kind seinen Vater fragen: Bleibst du noch bei der Familie?“ In diesem Zusammenhang habe er den Begriff „Daddy“ gebraucht – nicht als direkte Ansprache an Trump.

Die Nachfrage, ob seine Wortwahl nicht überzogen gewesen sei, beantwortete Rutte nüchtern: „Das ist Geschmackssache.“ Bereits vor dem Gipfel hatte er dem US-Präsidenten in einer von Trump veröffentlichten Mitteilung seine Anerkennung ausgesprochen: „Donald, Du hast uns zu einem wirklich, wirklich wichtigen Moment für Amerika, Europa und die Welt geführt.“

Trump selbst nahm die „Daddy“-Frage eher amüsiert zur Kenntnis. Auf die Frage, ob er die NATO-Partner als seine Kinder betrachte, kicherte er und antwortete ausweichend: „Nein, er mag mich. Ich glaube, er mag mich“, sagte Trump über Rutte.

Inhaltlich zeigte sich der US-Präsident zufrieden mit den Zusagen der Bündnispartner, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Rutte lobte daraufhin Trumps Einfluss: „Verdient er nicht ein Lob?“, sagte er auf seiner eigenen Pressekonferenz.

Bundeskanzler Friedrich Merz verteidigte Rutte gegen den Vorwurf der Unterwürfigkeit: „Ich fand es nicht unterwürfig“, so Merz. Zwar habe er es selbst „nüchterner“ formuliert, doch sei es eine Tatsache, dass die Politik der aktuellen US-Regierung – gepaart mit dem Ukraine-Krieg – entscheidend für die neuen NATO-Beschlüsse gewesen sei.

Geschrieben von: Matthias Masnata

Rate it

Beitrags-Kommentare (0)

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet