Wirtschaft

Strom teurer als Sprit: Öffentliche Ladesäulen gefährden die Verkehrswende

today19. Juni 2025

Hintergrund
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Ladesäulencheck 2025 zeigt: E-Auto-Fahrer zahlen unterwegs weiterhin drauf – fehlender Wettbewerb treibt die Preise

Hamburg – Die Hoffnungen auf eine kostengünstige und nachhaltige Verkehrswende erhalten einen herben Dämpfer. Der neue Ladesäulencheck 2025, den LichtBlick gemeinsam mit Statista veröffentlicht hat, zeigt: Das öffentliche Laden von E-Autos bleibt trotz sinkender Energiepreise deutlich teurer als das Tanken von Verbrennern.

Im Durchschnitt zahlen E-Mobilist*innen für eine 100-Kilometer-Strecke an Normalladesäulen (AC) 10,45 Euro – bei Schnellladestationen (DC) sogar 12,06 Euro. Zum Vergleich: Für denselben Weg fallen bei einem Benzinverbrauch von 6 Litern (Super E10) nur 10,21 Euro an (Stand März 2025). Ein klarer Wettbewerbsnachteil für Elektroautos.

Monopole statt Wettbewerb: Ein strukturelles Problem

Ein zentrales Problem: Das Ladenetz ist fest in der Hand weniger lokaler Anbieter, die oftmals eng mit den Stromnetzbetreibern verbunden sind. Diese sogenannten natürlichen Monopole bestimmen die Preise nahezu uneingeschränkt – und verlangen nicht nur von Kund*innen hohe Gebühren, sondern auch von Drittanbietern. Diese zahlen teils bis zu 194 % mehr als Kunden des Netzbetreibers selbst.

„Wenn wir wollen, dass Elektromobilität eine echte Alternative bleibt, müssen wir die Preisstrukturen anpacken“, warnt Markus Adam, Chefjurist von LichtBlick. „Die aktuelle Entwicklung ist ein Rückschlag für die Verkehrswende.“

Roaming und Ad-hoc: Keine nachhaltigen Lösungen

Alternative Modelle wie Roaming oder Ad-hoc-Laden bieten laut dem Bericht keine echte Entlastung. Vielmehr erhöhen sie die Komplexität und treiben die Preise weiter in die Höhe. So liegen die Kosten im Roaming-Modell durch zusätzliche Entgelte oft deutlich über dem eigentlichen Strompreis. Auch spontane Ladevorgänge ohne Vertragsbindung (Ad-hoc) sind in vielen Regionen um bis zu 20 Cent pro Kilowattstunde teurer.

Durchleitungsmodell als Ausweg

LichtBlick sieht die Lösung in einem sogenannten Durchleitungsmodell. Dieses würde es jedem Energieanbieter ermöglichen, seinen Strom über jede öffentliche Ladesäule zu vertreiben – unabhängig vom Betreiber. Der Infrastrukturbetreiber erhält im Gegenzug ein festgelegtes Nutzungsentgelt. Die Stromkund*innen könnten ihren Anbieter frei wählen, der Wettbewerb würde gestärkt und überhöhte Preise verhindert.

Technisch sei das Modell bereits heute umsetzbar. Die LichtBlick eMobility GmbH und das Unternehmen decarbon1ze haben es laut eigenen Angaben bereits in den Regelbetrieb überführt.

Fazit: Verkehrswende braucht fairen Strommarkt

Der aktuelle Ladesäulencheck zeigt: Ohne strukturelle Reformen droht die Verkehrswende an ihren Kosten zu scheitern. Nur mit mehr Wettbewerb, Transparenz und fairen Ladepreisen kann Elektromobilität langfristig überzeugen – und die Akzeptanz in der Bevölkerung sichern.

Geschrieben von: Florian Jäger

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