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Krieg oder Druckmittel? USA verstärken Militärpräsenz im Nahen Osten – Trump schweigt

today19. Juni 2025

Hintergrund
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Washington/Teheran – Die Vereinigten Staaten verstärken massiv ihre militärische Präsenz im Nahen Osten – und schüren damit Spekulationen über einen möglichen Kriegseintritt gegen den Iran. Während US-Präsident Donald Trump auffallend schweigt, tobt in Washington bereits ein innenpolitischer Streit über den richtigen Kurs.

Militärische Drohkulisse oder Angriffsvorbereitung?

Ungewöhnlich still bleibt es derzeit um Präsident Trump. Während das Weiße Haus ansonsten schnell mit Informationen an die Öffentlichkeit geht, herrscht dieses Mal absolute Geheimhaltung. Beobachter schließen daraus, dass die Lage extrem angespannt ist. Bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates wurde offenbar ein möglicher Angriff gegen den Iran erörtert. Trumps Vizepräsident JD Vance versuchte auf dem Netzwerk Truth Social, die Wogen zu glätten. Der Fokus des Präsidenten liege auf dem Schutz amerikanischer Bürger und Soldaten – die endgültige Entscheidung aber stehe noch aus.

Massive Truppenverlagerungen in die Region

Die USA haben in den letzten Tagen zusätzliche Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in die Golfregion verlegt. Auch die Luftbetankungskapazitäten wurden erhöht – ein deutliches Zeichen, dass die US-Streitkräfte sich auf längere Einsätze im iranischen Luftraum vorbereiten könnten. Ex-NATO-General Wesley Clark sprach von einem „enormen diplomatischen Hebel“ gegenüber dem Regime in Teheran.

Atomprogramm im Fokus: „Bunkerbrecher“ bereit

Im Zentrum der Spannungen steht das iranische Atomprogramm. Die USA verfügen über spezielle bunkerbrechende Bomben, die in der Lage sind, tief unter der Erde gelegene Anlagen wie den Standort Fordo zu zerstören. Die sogenannte GBU-57 – eine über 13 Tonnen schwere Fliegerbombe – könnte mit strategischen Bombern wie der B-2 eingesetzt werden.

Doch Experten wie Clark warnen: Luftangriffe allein würden nicht ausreichen, um das Atomprogramm dauerhaft zu stoppen. Dazu wären Bodentruppen notwendig – ein Szenario, das einen umfassenden Krieg bedeuten könnte.

Innenpolitischer Streit: Isolationisten vs. Hardliner

Innerhalb der USA wächst der politische Druck. Republikanische Hardliner wie Senator Lindsey Graham fordern ein entschlossenes Vorgehen, um das iranische Atomprogramm „ein für alle Mal“ zu zerstören. Israel brauche jetzt die uneingeschränkte Unterstützung der USA, so Graham.

Ganz anders sehen es demokratische Politiker wie Seth Moulton. Der Kongressabgeordnete warnt vor einem neuen Krieg im Nahen Osten und plädiert für diplomatische Lösungen. „Wir dürfen uns nicht verzetteln – China ist unsere Hauptbedrohung“, sagte Moulton. Ein Abkommen mit dem Iran könne Kontrolle schaffen, ein Angriff hingegen das Atomprogramm sogar beschleunigen.

Trump unter Druck – Versprechen kontra Realität

Auch innerhalb der konservativen Lager gibt es Widerstand. Prominente Isolationisten aus dem Trump-Lager wie Tucker Carlson fordern, dass sich die USA aus dem Nahostkonflikt heraushalten. Ein Militäreinsatz widerspräche Trumps Wahlversprechen, sich nicht in „endlose Kriege“ einzumischen. Gleichzeitig wächst die Sorge um die Sicherheit der rund 40.000 US-Soldaten, die dauerhaft in der Region stationiert sind – sie könnten bei einem Angriff schnell zur Zielscheibe iranischer Vergeltung werden.

Fazit: Entscheidung steht bevor

Ob Trump tatsächlich einen Angriff befiehlt oder den militärischen Druck lediglich als Verhandlungsmasse einsetzt, bleibt offen. Doch mit jeder weiteren Truppenverlagerung steigt die Spannung – und die Welt schaut gebannt auf Washingtons nächsten Schritt.

Geschrieben von: Florian Jäger

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