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today6. Juni 2025 5
Zwischen Erneuerbarer Energie und Ökosystem: Konflikt auf dem Höhenzug im Teutoburger Wald
Detmold/Kreis Lippe. Zum diesjährigen Tag der Umwelt wird ein brisantes Thema aus der Region besonders deutlich: Der geplante Bau von sieben Windkraftanlagen auf der Gauseköte sorgt für hitzige Diskussionen zwischen Naturschützern und Investoren. Während der Ausbau erneuerbarer Energien politisch gewünscht ist, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor massiven Eingriffen in ein sensibles Ökosystem, berichtet die Lippische Wochenzeitung.
„Nicht um jeden Preis“ – BUND kritisiert Standortwahl scharf
Stephan Culemann vom BUND Lippe stellt klar: Die Organisation befürworte Windkraft – aber nicht auf Kosten der Natur. „Gerade die Gauseköte ist ein bedeutender Lebens- und Durchzugsraum für viele Vogelarten wie Kraniche und Schwarzstörche“, betont er. Die geplante Anlage liegt zudem in unmittelbarer Nähe zur Adlerwarte Berlebeck – ein wichtiger Ort für den Schutz von Greifvögeln. Auch ein Wasserschutzgebiet ist betroffen, doch ein zwingend erforderliches Bodenschutzgutachten fehlt bisher.
Gerichtsurteil trotz Regionalplan – Gesetzeslücke ermöglicht Genehmigung
Obwohl ein kürzlich verabschiedeter Regionalplan den Bau von Windrädern an diesem Standort ausschließt, wurde das Projekt vom Oberverwaltungsgericht Münster genehmigt. Grund dafür sei eine juristische Lücke, durch die der Betreiber, die Westfalenwind Planung GmbH & Co. KG, einen Anspruch auf Genehmigung durchsetzen konnte. Umweltverbände befürchten nun weitreichende Folgen für Natur und Trinkwassersicherheit.
Alte Sturmflächen als „Windkraftzonen“ – Kritik an fehlender Rücksicht
Besonders kritisch sieht der BUND, dass ehemalige Schadensflächen des Orkans Kyrill aus dem Jahr 2007 für Windkraftprojekte herangezogen werden. „Diese Flächen haben sich längst wieder begrünt und sind ökologisch wertvoll – doch das Gesetz privilegiert sie weiterhin als geeignete Standorte“, so Culemann. Dabei gäbe es ausreichend alternative Flächen für Windenergie, die deutlich naturverträglicher wären, aber wirtschaftlich weniger attraktiv.
Offene Fragen: Stromnetz, Bodenstabilität und Wasserschutz
Neben dem Naturschutz bleibt auch die technische Machbarkeit fraglich. Noch ist unklar, ob das Stromnetz die geplante Einspeisung bewältigen kann. Auch der Boden auf dem Höhenzug ist bisher nicht untersucht worden – mögliche Gefahren für das Grundwasser sind nicht auszuschließen. Trotzdem könnte der Bau bald beginnen: Die Genehmigung erlaubt bereits Rodungsarbeiten, die allein für den Antransport der riesigen Rotorblätter massive Eingriffe in den Wald erforderlich machen.
BUND reicht Klage ein – Entscheidung liegt nun bei der Justiz
Der BUND NRW hat zusammen mit weiteren Naturschutzverbänden Klage gegen die erteilte Baugenehmigung eingereicht. Jetzt muss ein Gericht klären, ob das Projekt im Teutoburger Wald tatsächlich umgesetzt werden darf – oder ob der Schutz von Natur und Wasser am Ende doch Vorrang bekommt.
Fazit zum Tag der Umwelt:
Windkraft ist unverzichtbar für die Energiewende – doch sie darf nicht auf Kosten der Umwelt vorangetrieben werden. Der Streit um die Gauseköte zeigt, wie dringend klare Regeln und naturverträgliche Lösungen gebraucht werden.
Geschrieben von: Florian Jäger
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