Politik

Pistorius fordert zusätzliche Soldaten

today6. Juni 2025

Hintergrund
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Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Russland plant die NATO eine massive Aufrüstung ihrer Verteidigungskapazitäten. Deutschland steht dabei besonders im Fokus – und mit ihr die Bundeswehr, die in ihrer aktuellen Größe kaum in der Lage scheint, die neuen Anforderungen zu erfüllen, berichtet msn.

Angesichts der Bedrohung: NATO rüstet auf

Die Mitgliedstaaten der NATO wollen ihre militärischen Fähigkeiten erheblich stärken. Im Mittelpunkt stehen Abschreckung, Luft- und Raketenabwehr sowie große Landverbände. NATO-Generalsekretär Mark Rutte betonte bei einem Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel die Notwendigkeit zusätzlicher Truppen und Ressourcen: „Wir benötigen mehr Kräfte, um auf jede Bedrohung vorbereitet zu sein und unsere Verteidigungspläne umzusetzen.“

Verteidigungsminister Pistorius nennt konkrete Zahlen

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) machte am Rande des Treffens deutlich, dass die Bundeswehr dafür personell deutlich wachsen müsse. Aktuell zählt die Truppe rund 181.000 aktive Soldatinnen und Soldaten – zu wenig, um die neuen NATO-Ziele zu erfüllen. „Wir gehen davon aus, dass wir rund 50.000 bis 60.000 Soldatinnen und Soldaten mehr brauchen als heute“, sagte Pistorius. Dabei verwies er auf erste Schätzungen und stellte gleichzeitig infrage, ob der neue freiwillige Wehrdienst in Zukunft ausreiche.

Bundeswehr kämpft mit Personalmangel und Überalterung

Trotz neuer Einstellungsmaßnahmen ist die Personalstärke der Bundeswehr im vergangenen Jahr leicht gesunken. Auch das Durchschnittsalter steigt. Laut Verteidigungsministerium lag die Truppenstärke zum Jahreswechsel bei etwa 181.150, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Ziel sind mittelfristig 203.000 aktive Soldaten. Langfristig sieht das Konzept von Pistorius sogar eine Gesamtstärke von rund 460.000 Soldatinnen und Soldaten vor – inklusive Reservisten.

Doch auch hier zeichnet sich ein Wandel ab: Militärplaner erwägen, die Zahl der aktiven Soldaten stärker zu erhöhen und im Gegenzug die Reserve weniger stark auszubauen.

Debatte über Wehrpflicht gewinnt an Fahrt

Mit der Frage nach der Truppenstärke rückt auch der verpflichtende Wehrdienst wieder in den Fokus. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Henning Otte (CDU), erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, dass die steigenden NATO-Anforderungen ohne eine teilweise verpflichtende Dienstpflicht kaum zu erfüllen seien. Er fordert vom Verteidigungsministerium ein konkretes Modell, das möglichst unbürokratisch jungen Menschen einen Weg in die Bundeswehr eröffnet.

Rechtlich steht dem offenbar wenig im Wege: Laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages sei die im Zwei-plus-Vier-Vertrag festgelegte Grenze von 370.000 Soldaten auf die aktiven Kräfte zu beziehen – und ließe damit Raum für eine deutliche Aufstockung innerhalb der vertraglichen Rahmenbedingungen.


Geschrieben von: Florian Jäger

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