Regional

Bezahlbar für alle? Lemgos neues Baugebiet enttäuscht viele Hoffnungsträger

today6. Juni 2025

Hintergrund
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Ein Bauplatz in Lemgo – für viele Familien ein Traum, den die Stadt mit einem sozialen Vergabekonzept auch für Haushalte mit kleinerem Budget Wirklichkeit werden lassen wollte. Doch ausgerechnet das neue Baugebiet am Pöstenweg zeigt nun, wie schwer sich soziale Gerechtigkeit und Bodenpreise vereinbaren lassen: Trotz wohlmeinender Kriterien bleibt der Traum vom Eigenheim für viele unbezahlbar.

Das Konzept klang zunächst vielversprechend: Familien mit Kindern, Menschen mit Pflegeverantwortung oder ohne Wohneigentum sollten bei der Grundstücksvergabe bevorzugt werden. Ein eigens entwickeltes Punktesystem sollte Chancengleichheit schaffen – und bewusst jenen helfen, die auf dem regulären Immobilienmarkt oft unterliegen. Doch nun stellt sich heraus: Die tatsächlichen Kaufpreise liegen so hoch, dass viele der ursprünglich angesprochenen Zielgruppen schlichtweg nicht mithalten können.

Kostenexplosion trotz Förderung

Hintergrund sind gestiegene Bau- und Erschließungskosten, ein angespannter Immobilienmarkt – und die allgemeine Dynamik in der Region. Der Bodenrichtwert für das Gebiet liegt deutlich über dem, was einkommensschwächere Haushalte tragen können. Auch die Zinsen für Baukredite verschärfen die Lage. „Die Kriterien mögen sozial sein – der Preis ist es nicht“, kommentiert ein Bewerber, der trotz hoher Punktzahl am Finanzierungsrahmen scheitert.

Stadt steht unter Druck

In der Verwaltung ist man sich des Dilemmas bewusst. Noch vor den Sommerferien soll die Vermarktung beginnen – doch die Kritik wird lauter. Es sei notwendig, die Kriterien nicht nur formal gerecht zu gestalten, sondern auch praktisch wirksam. Stimmen aus Politik und Zivilgesellschaft fordern nun Korrekturen: etwa durch Preisdeckel, Baukostenzuschüsse oder kooperative Modelle mit gemeinnützigen Bauträgern.

Was bleibt, ist Enttäuschung – und die Hoffnung auf Nachbesserung

Das Beispiel Pöstenweg zeigt: Soziale Gerechtigkeit im Wohnungsbau braucht mehr als ein Punktesystem. Sie braucht politischen Willen, ökonomischen Spielraum – und vielleicht auch den Mut, neue Wege zu gehen. Noch ist es nicht zu spät, sagt ein Stadtrat: „Wenn wir wirklich bezahlbaren Wohnraum wollen, müssen wir endlich auch bereit sein, daran etwas zu verdienen – und nicht nur an ihm.“

Geschrieben von: stanley.dost

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