Listeners:
Top listeners:
ElectronicFlow Radio Regionalradio für Lemgo
Eichsfeld Welle Regionalradio für den Landkreis Eichsfeld
Sound-Phoenix Regionalradio für Drebber
FLR1 Regionalradio für Witten
SchlagerMax 100% Schlager
Das Strafverfahren gegen Kardinal Rainer Maria Woelki ist offiziell beendet – eine gerichtliche Aufarbeitung wird es nicht geben. Doch der Eindruck, der bleibt, ist zwiespältig: Während das Erzbistum von einem Freispruch in der Sache spricht, betont die Kölner Staatsanwaltschaft, dass es sehr wohl einen hinreichenden Tatverdacht gegeben habe.
Gegen eine Zahlung von 26.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung wurde das Verfahren wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung eingestellt. Juristisch mag das Kapitel geschlossen sein – moralisch ist es das keineswegs.
Widersprüche in der Eidesstattlichen Versicherung
Im Kern ging es um eine Frage von hoher Brisanz: Wann wusste Woelki tatsächlich von Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester seines Erzbistums? In mehreren zivilrechtlichen Verfahren hatte er an Eides statt erklärt, erst im Juni 2022 von den Vorwürfen erfahren zu haben. Doch interne Unterlagen und Chatprotokolle belegten, dass er sich bereits 2019 mit dem Fall beschäftigt hatte.
Die Staatsanwaltschaft sah darin keine absichtliche Täuschung, wohl aber einen fahrlässigen Umgang mit der Wahrheit. „Es bestand in zwei Fällen ein hinreichender Tatverdacht“, so Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Eine Verurteilung sei bei Anklageerhebung durchaus realistisch gewesen.
Erzbistum spricht von Entlastung – Juristen widersprechen
Das Erzbistum Köln reagierte prompt und erklärte, die Einstellung des Verfahrens bestätige, dass Woelki nicht gelogen habe. Diese Interpretation stieß jedoch auf entschiedenen Widerspruch der Staatsanwaltschaft. Die Behörde stellte klar: Die Entscheidung sei nicht aus Mangel an Beweisen erfolgt, sondern im Rahmen einer sogenannten Einstellung gegen Auflage – eine Möglichkeit des Strafprozessrechts, die ein Verfahren beenden kann, ohne Schuld oder Unschuld festzustellen.
Öffentlicher Druck und eine wachsende Vertrauenskrise
Die Diskussion über Woelkis Rolle im Umgang mit Missbrauchsfällen reißt nicht ab. Eine von dem Münchner Geistlichen Wolfgang F. Rothe initiierte Petition zur Absetzung Woelkis hat bereits über 55.000 Unterschriften gesammelt. Rothe hatte auch die ursprüngliche Strafanzeige gestellt, die das Verfahren ins Rollen brachte.
Viele Katholikinnen und Katholiken sehen in dem Fall einen weiteren Beleg für die Erosion des Vertrauens in kirchliche Führung. Die juristische Entscheidung mag gefallen sein – die moralische Debatte beginnt womöglich gerade erst.
Geschrieben von: stanley.dost
Copyright 2025 by HörfunkBund e. V.
Beitrags-Kommentare (0)