Listeners:
Top listeners:
ElectronicFlow Radio Regionalradio für Lemgo
Eichsfeld Welle Regionalradio für den Landkreis Eichsfeld
Sound-Phoenix Regionalradio für Drebber
FLR1 Regionalradio für Witten
SchlagerMax 100% Schlager
today2. Juni 2025 5
Von einem Bundesligastadion mit Kultstatus zum nostalgischen Sehnsuchtsort für Fußball-Romantiker: Das Ellenfeldstadion in Neunkirchen ist nicht nur ein Ort mit Geschichte – es ist ein lebendiges Denkmal des deutschen Fußballs, berichtet das Westfalen Blatt.
Als Arminia Bielefeld vor genau 30 Jahren am 28. Mai 1995 mit einem 4:0-Sieg gegen Borussia Neunkirchen den lang ersehnten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga perfekt machte, bebte das Ellenfeldstadion ein letztes Mal unter der Euphorie tausender DSC-Fans. Zwei Tore von Markus Wuckel sowie Treffer von Peter Hobday und Frank Geideck sorgten für grenzenlosen Jubel – auch wenn der frühe Platzsturm der Fans beinahe ein Nachspiel durch den DFB zur Folge gehabt hätte. Arminia-Manager Rüdiger Lamm musste höchstpersönlich einschreiten und „Schülerlotse“ spielen, um einen Spielabbruch zu verhindern – eine Szene, die bis heute unvergessen bleibt.
Damals schien das Stadion längst aus der Zeit gefallen – und doch schrieb es selbst Jahre nach seiner Bundesliga-Vergangenheit erneut ein kleines Kapitel Fußballgeschichte. Denn das Ellenfeld war mehr als nur Schauplatz eines Aufstiegs: Es war einer der ungewöhnlichsten Bundesligastandorte überhaupt.
Bereits in den 1960er-Jahren gehörte Neunkirchen zu den Bundesliga-Pionieren. 1964 setzte sich Borussia Neunkirchen in der Aufstiegsrunde gegen niemand Geringeren als den FC Bayern München durch – mit einem 2:0-Sieg gegen die Münchener um Beckenbauer, Maier und Erhard. Der entscheidende Treffer? Geschossen von Günter Kuntz, Vater von Stefan Kuntz, der später selbst eine beachtliche Karriere machte und 1996 auch für Arminia Bielefeld stürmte.
Zu Bundesliga-Zeiten war das Ellenfeldstadion ein Stimmungsnest mit stählernen Tribünen und enger Atmosphäre. Der Zuschauerrekord lag bei über 25.000, obwohl das Stadion offiziell nur 18.000 fasste. Die Tribüne aus Stahlbeton setzte damals Maßstäbe und machte das Stadion zur architektonischen Besonderheit. Heute steht es unter Denkmalschutz – und bewahrt damit die Erinnerungen an eine Ära, in der kleine Städte große Fußballträume hegten.
Doch der Höhenflug währte nicht lang: Nach dem Abstieg 1966 und dem kurzen Bundesliga-Comeback 1967 folgte der Niedergang. Die Zuschauerzahlen brachen ein, sportlich ging es stetig bergab. In der Premierensaison der 2. Bundesliga 1974/75 stieg Borussia als Schlusslicht ab, heute spielt der Verein in der Landesliga. Drei gescheiterte Anläufe in den Aufstiegsrunden der frühen 70er-Jahre blieben vergebene Chancen.
Dennoch: Der Mythos lebt. Jüngstes Beispiel ist ein Benefizspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Mai 2025, bei dem sich 5000 Zuschauer auf den Rängen versammelten und der Verein dringend benötigte Einnahmen verbuchen konnte. Die Rückkehr von Bundesliga-Flair ins Ellenfeld, wenn auch nur für einen Abend, rührte viele Besucher.
Nicht nur Fußballfans, sondern auch Prominente wie TV-Moderator Arnd Zeigler zeigten sich beeindruckt von der Aura des Stadions: „Ich bin sehr gerührt, es war ganz toll. Ich werde jetzt den Verein und das Stadion immer mit anderen Augen sehen.“
Auch das Denkmal des „unbekannten Fußballers“, gestaltet vom früheren Bergmann und Bildhauer Karl Hock, erinnert heute noch an die große Vergangenheit – es steht sinnbildlich für die Wurzeln des Vereins in der einst florierenden Schwerindustrie der Region.
Borussia Neunkirchen mag heute sportlich unbedeutend sein, doch im Gedächtnis vieler Fußballliebhaber bleibt das Ellenfeldstadion ein Ort voller Emotion, Geschichte – und ein stiller Zeuge der wilden Anfangszeiten der Bundesliga.
? Fazit:
Ob Beckenbauer bezwungen oder Arminia gefeiert wurde – das Ellenfeldstadion war mehr als nur ein Austragungsort. Es ist ein Stück Fußballkultur, das zeigt: Große Geschichten entstehen auch fernab der heutigen Bundesligagiganten.
Geschrieben von: Florian Jäger
Copyright 2025 by HörfunkBund e. V.
Beitrags-Kommentare (0)