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today30. Mai 2025 5
Dialogabend in der „Wissenswerkstadt“: Raum für Sorgen, keine schnellen Antworten
Nach dem Messerangriff vom 18. Mai vor der queeren Bar „Cutie“ in Bielefeld, bei dem fünf Menschen verletzt wurden, stand die Stadt unter Schock. Am Mittwochabend, dem 28. Mai, kamen rund 150 Menschen zu einem kurzfristig anberaumten Dialogabend in der „Wissenswerkstadt“ zusammen. Ziel der Veranstaltung: nicht schnelle Lösungen, sondern Raum für Ängste, Fragen und den gemeinsamen Austausch schaffen, berichtet das Westfalen Blatt.
„Radikalisierung in Hochgeschwindigkeit“ – Forscher warnen vor neuen Gefahrenmustern
Konfliktforscher Prof. Dr. Andreas Zick von der Universität Bielefeld bezeichnete die Geschwindigkeit, mit der sich Einzelpersonen radikalisieren, als besorgniserregend. Der Angriff sei kein Zufall, sondern offenbar geplant und ideologisch aufgeladen gewesen. Zick betonte: „Wir sollten unruhig bleiben“, denn das Ausmaß an ideologischer Emotionalisierung und die Mobilisierung durch Gruppierungen wie den sogenannten Islamischen Staat seien nicht zu unterschätzen.
Zwischen Hetze und Solidarität – Barbetreiber berichtet von Reaktionen
Hendrik Wortmann, Betreiber der betroffenen Bar „Cutie“, schilderte die Zeit nach dem Angriff: Täglich erhalte er 50 bis 60 rechtsradikale Hassnachrichten. Zugleich habe ihn eine große Welle der Solidarität erreicht. Doch er warnt: „Es geht vielen nicht um die Opfer, sondern um die Deutungshoheit.“ Rechte Akteure versuchten, das Leid für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
„Rechte Ideologie ist nicht die Mehrheitsmeinung“ – Appell zu Zivilcourage im Netz
Lisa Marie Krätschmer vom „Bündnis gegen Rechts“ betonte, dass das Leid der Betroffenen bewusst für Spaltung und Hetze missbraucht werde. Ihre Botschaft: „Wir dürfen dem keinen Raum geben.“ Sie forderte die Zivilgesellschaft auf, rechte Propaganda im Netz zu melden, zu löschen und zur Anzeige zu bringen. Denn Schweigen bedeute Zulassen.
Trauma verstehen – Expertin rät: Hilfe suchen und Instrumentalisierung vermeiden
Dr. Brigitte Säker, Traumaexpertin aus Bethel, erläuterte die psychischen Folgen für Opfer, Zeugen und Angehörige: Angstzustände, Schlaflosigkeit, innere Unruhe. Ihr Rat: professionelle Hilfe suchen und sich nicht isolieren. Wer sich instrumentalisieren lasse, durchlaufe einen weiteren Kontrollverlust – und verschärfe das Trauma.
Prävention statt Reaktion – Kritik an politischer Untätigkeit
Mareike Wilke von der Konfliktakademie „ConflictA“ und Prof. Zick forderten stärkere politische Investitionen in Präventionsarbeit. Bisher fehle ein sichtbares Engagement gegen Radikalisierung – insbesondere bei Jugendlichen. Die Beratungsstelle „Wegweiser“ sei ein Schritt, aber nicht ausreichend.
Gemeinsames Gespräch als Signal
Nach dem Podiumsgespräch konnten sich die Gäste in Kleingruppen austauschen. Der Tenor des Abends: Wachsamkeit, Offenheit und Zusammenhalt sind gefragt – gerade in Krisenzeiten. Statt Polarisierung brauche es gemeinsame Stärke gegen Extremismus.
Geschrieben von: Florian Jäger
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