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today28. Mai 2025 5
Es ist eine Zahl, die fassungslos macht: Etwa eine Million ehemalige Soldaten und militärisch geschulte Zivilisten könnten der Bundeswehr im Ernstfall zur Seite stehen – doch der Kontakt zu ihnen ist verloren gegangen. Was wie ein administratives Versäumnis klingt, entwickelt sich in Zeiten wachsender militärischer Spannungen zu einem sicherheitspolitischen Desaster.
Der Vorsitzende des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg, schlägt Alarm: „Wir haben ihre Kontakte verloren“, sagte er gegenüber der Financial Times. Viele der betroffenen Personen hätten Auslandseinsatzerfahrung, einige dienten in Afghanistan – doch sie sind für den Verteidigungsfall nicht mehr erreichbar. Grund seien insbesondere die strengen Datenschutzgesetze in Deutschland.
Potenzial von unschätzbarem Wert – aber unerreichbar
Seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 fehlen verlässliche Register, die ehemaligen Soldatinnen und Soldaten erfassen. Zwar existieren laut Sensburg rund zehn Millionen Menschen mit militärischem Hintergrund in Deutschland, doch etwa neun Millionen davon sind bereits über 65 Jahre alt. Besonders bitter: Selbst 93.000 Veteranen aus Afghanistan können aktuell nicht kontaktiert werden – ein Verlust an Fähigkeiten und Erfahrung, den sich die Bundeswehr kaum leisten kann.
„Es ist verrückt“, sagt Sensburg. „Wir wissen nicht einmal, ob sie körperlich fit sind oder überhaupt noch bereit wären zu dienen.“ Schon wenn nur ein Viertel der potenziellen Reservisten reaktiviert werden könnte, wäre ein wichtiger Meilenstein der Bundeswehr erreicht.
Aufrüstung ohne Zugriff auf Reserven?
Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat sich das Ziel gesetzt, die Bundeswehr zur „konventionell stärksten Armee Europas“ zu machen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärte, die Streitkräfte müssten bis 2029 „kriegstüchtig“ sein – auch mit Blick auf mögliche Bedrohungen durch Russland. Dazu sollen neben 200.000 aktiven Soldaten auch 260.000 einsatzbereite Reservisten bereitstehen. Derzeit liegt diese Zahl bei gerade einmal rund 60.000.
Ein neues freiwilliges Wehrdienstmodell soll jährlich etwa 5000 junge Menschen gewinnen – doch das reicht nicht aus. Der Blick richtet sich daher zwangsläufig auf die Veteranen. Doch ohne gesetzliche Grundlage zur Kontaktaufnahme droht dieser Plan zu scheitern.
Daten da – Hände gebunden
Sensburg kritisiert die paradoxe Situation: Während der Beitragsservice des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Umzüge binnen Wochen nachvollziehen könne, sei es seinem Verband gesetzlich untersagt, auf vorhandene Kontaktdaten zuzugreifen. „Das ist sicherheitspolitisch nicht mehr hinnehmbar“, so Sensburg.
Das Verteidigungsministerium betont derweil, man prüfe, wie die Datenschutzregelungen künftig mit den Anforderungen der Reservistenarbeit und einer neuen Wehrdienstform in Einklang gebracht werden könnten.
Geschrieben von: stanley.dost
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