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Akademischer Eisenschleier – USA verbannen ausländische Studierende von Harvard

today22. Mai 2025

Hintergrund
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Es ist ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaftsfreiheit, ein Tiefpunkt in der Geschichte der internationalen Bildung: Die US-Regierung unter Donald Trump hat der Harvard University untersagt, neue internationale Studierende aufzunehmen. Begründung? Vage Sicherheitsbedenken, pauschale Verdächtigungen und ein wachsender politischer Feldzug gegen „woke Eliten“.

Offiziell heißt es, Harvard habe gegen Auflagen des Student and Exchange Visitor Program (SEVP) verstoßen. Das Heimatschutzministerium wirft der Universität vor, „antisemitische und pro-terroristische Aktivitäten“ zu dulden – eine Formulierung, die weder mit konkreten Fällen belegt noch durch unabhängige Instanzen überprüft wurde. Harvard sei, so die Ministerin Kristi Noem, ein „unsicherer Ort für freie Bildung“. Das Urteil wurde ohne Vorwarnung gefällt, der Schaden ist jetzt schon global spürbar.

Symbolische Härte statt sachlicher Prüfung

Mehr als ein Viertel der Harvard-Studierenden kommt aus dem Ausland – künftig dürfen keine neuen Visa mehr erteilt werden. Selbst bereits eingeschriebene Studierende schweben nun in der Schwebe: Entweder sie wechseln die Universität oder sie verlieren ihren rechtlichen Status. Harvard hat umgehend rechtliche Schritte angekündigt. Doch der politische Schaden ist angerichtet.

Die Trump-Regierung inszeniert die Maßnahme als Sicherheitsakt. Tatsächlich wirkt sie wie ein kalkulierter Affront gegen das internationale Selbstverständnis der Wissenschaft. Besonders pikant: Zu den Vorwürfen zählt auch eine vermeintliche Nähe Harvards zur Kommunistischen Partei Chinas – inklusive wilder Theorien über paramilitärische Ausbildung an einer der renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt.

Ein Schritt in eine dunkle Richtung

Wer diesen Schritt als Einzelfall abtut, übersieht das größere Bild. Bereits seit Monaten führen Trump-nahe Kreise einen Kulturkampf gegen akademische Institutionen. Harvard steht dabei symbolisch für alles, was man im neuen Washington verachtet: Diversität, offene Diskurse, intellektuelle Unabhängigkeit. Was bleibt, ist ein erschreckendes Signal an internationale Talente – und ein eiskalter Wind, der durch die Hallen der Forschung weht.

Harvard schweigt nicht – aber darf bald niemanden mehr hören. Und wer genau hinhört, vernimmt in der Stille die eigentliche Botschaft: Freiheit ist wieder Verhandlungssache. Und Wissen – ein Machtspiel.


Geschrieben von: stanley.dost

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