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today14. Mai 2025
Es war ein Abend, der alles hatte, was man vom Eurovision Song Contest erwartet – und einiges, das man nicht erwartet hatte. Das erste Halbfinale des ESC 2025 gestern am 13. Mai in der Basler St. Jakobshalle bot 15 Beiträge, zehn Finalplätze und mindestens eine Kamera mit Allüren.
Pünktlich um 21 Uhr begannen die Feierlichkeiten mit einem musikalisch-alpinen Gruß: Tänzer, Jodler und Alphornspieler interpretierten ESC-Hits wie „Tattoo“, „Arcade“ und „Waterloo“ im eidgenössischen Folklore-Gewand. Ein bisschen viel Käsefondue für den Geschmack einiger Puristen, aber als Eröffnungsnummer ein typisches „Hallo Schweiz“.
Durch den Abend führten Hazel Brugger und Sandra Studer mit jener Mischung aus Schweizer Gelassenheit und trockenem Witz, die auch einem Skilift-Streik noch Charme abgewinnt. Die ursprünglich angekündigte Michelle Hunziker blieb der Show jedoch fern – vermutlich hatte sie sich mit dem Alphorn in die falsche Richtung verlaufen.
Wer dachte, der ESC wäre mittlerweile berechenbar geworden, wurde eines Besseren belehrt:
Schweden brachte mit KAJ und „Bara bada bastu“ einen Sauna-Schlager, bei dem man sich fragte, ob das Publikum nun mitsingen oder mitaufgussieren sollte. Es klang wie ABBA auf einem finnischen Campingplatz – aber es funktionierte.
Estlands Tommy Cash katapultierte sich mit „Espresso Macchiato“ in die ESC-Geschichtsbücher: Ein postironisches Kaffee-Manifest zwischen Trash, Tanz und TikTok. Wer nicht verstand, worum es ging, war vermutlich nüchtern – oder über 35.
Die Niederlande punkteten mit Claude und dem nostalgischen Chanson „C’est la vie“ – der sanfte Kontrapunkt zur Reizüberflutung der meisten anderen Acts. Seine melancholische Stimme brachte selbst die Jury-Kameras kurz zum Innehalten (zum Glück nur sprichwörtlich).
Der einzige echte Fauxpas des Abends ging auf das Konto der Gastgeberin Zoë Më: Während ihrer Performance von „Voyage“ verabschiedete sich ausgerechnet eine der Hauptkameras in die kreative Selbstverwirklichung und zeigte – nichts. Oder besser gesagt: die falschen Perspektiven. Ein peinlicher Moment, der auf X (ehemals Twitter) unter dem Hashtag #JusticeForZoe seine virale Runde drehte. Immerhin: Als Gastgeberin ist sie automatisch im Finale – ein Gnadenpass mit Schweizer Präzision.
Einen bittersüßen Moment bescherte uns Belgiens Vertreter Red Sebastian mit „Strobe Lights“. Der energiegeladene Song konnte die Herzen des Publikums nicht ganz erleuchten – er schied aus. Tragisch genug. Doch wie sich herausstellte, feierte der Künstler an diesem Abend auch noch Geburtstag. Man stelle sich vor: Kein Finale, keine Punkte – aber dafür Kerzen auf dem Backstage-Kuchen. ESC, du grausamer Gott der Ironie.
Die glücklichen Finalisten des ersten Halbfinales:
🇳🇴 Norwegen – Kyle Alessandro – „Lighter“
🇦🇱 Albanien – Shkodra Elektronike – „Zjerm“
🇸🇪 Schweden – KAJ – „Bara bada bastu“
🇮🇸 Island – VÆB – „RÓA“
🇳🇱 Niederlande – Claude – „C’est la vie“
🇵🇱 Polen – Justyna Steczkowska – „Gaja“
🇸🇲 San Marino – Gabry Ponte – „Tutta l’Italia“
🇪🇪 Estland – Tommy Cash – „Espresso Macchiato“
🇵🇹 Portugal – NAPA – „Deslocado“
🇺🇦 Ukraine – Ziferblat – „Bird of Pray“
Rausgeflogen sind hingegen: Aserbaidschan, Belgien, Kroatien, Zypern und Slowenien. Besonders Sloweniens Beitrag „How Much Time Do We Have Left“ wirkte im Nachhinein wie eine prophetische Frage.
Eine berührende Videobotschaft kam von Céline Dion, ESC-Siegerin 1988 und wohl bekannteste Leihschweizerin Kanadas. Die Sängerin sprach über ihre Krankheit und wünschte den Teilnehmenden Glück. Ein rührender Moment, bei dem selbst die härtesten Espresso-Fans kurz weich wurden.
Das zweite Halbfinale steht am Donnerstag, 15. Mai an. Weitere 16 Acts treten an, um einen der letzten Finalplätze zu ergattern. Und am Samstag, 17. Mai, folgt dann das große ESC-Finale, bei dem nicht nur Stimmen, sondern auch Glitzer, Pyro-Eskapaden und diplomatische Nerven gefragt sind.
Deutschland ist übrigens direkt dabei – vertreten durch das Duo Abor & Tynna, das sich beim nationalen Vorentscheid „Chefsache ESC“ durchsetzte. Ob das ein gutes Omen ist, wissen nur die Sterne, die hoffentlich noch nicht aufs Dach geknallt sind.
Der ESC bleibt also ein Ort, an dem alles möglich ist: Technikausfälle, Ohrwürmer, Tränen und Tüll. Basel feiert – mit einem Augenzwinkern, einem Augenzucken und zehn neuen Finalisten. Der Rest: to be continued… auf ESC-Art.
Geschrieben von: stanley.dost
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