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today6. Mai 2025
Am 6. Mai 2025 erlebte Friedrich Merz im Bundestag ein politisches Debakel: Er fiel im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl durch – und das trotz einer vermeintlich stabilen Koalitionsmehrheit mit der SPD. Mit nur 310 Ja-Stimmen verfehlte er die notwendige absolute Mehrheit von 316 Abgeordneten. Was als sicher galt, wurde zum Warnsignal für eine fragile Koalition und einen wankenden Machtanspruch.
Die CDU/CSU-SPD-Koalition verfügt eigentlich über 328 Sitze – rechnerisch ein komfortables Polster. Doch mindestens 18 Abgeordnete verweigerten Merz ihre Zustimmung. Dass niemand die Verantwortung für die abtrünnigen Stimmen übernehmen will, lässt tief blicken: Es rumort hinter den Kulissen. Von Einigkeit und Geschlossenheit keine Spur. Dass die Kanzlerwahl geheim ist, schützt zwar die Einzelnen – aber auch die Unehrlichkeit. Für Merz ist dieser Vertrauensverlust innerhalb der Koalition ein fatales Signal.
Die politische Unsicherheit nach dem gescheiterten Wahlgang bleibt nicht folgenlos: Die Börsen reagierten nervös, internationale Beobachter sind irritiert, und Oppositionsparteien wie die AfD nutzen die Situation zur Stimmungsmache. Die Forderung nach Neuwahlen wird bereits laut – nicht nur von ganz rechts außen. Auch in der FDP und bei den Grünen wachsen Zweifel, ob diese Koalition überhaupt tragfähig ist.
Laut Grundgesetz bleiben dem Bundestag 14 Tage, um in weiteren Wahlgängen doch noch einen Kanzler oder eine Kanzlerin mit absoluter Mehrheit zu wählen. Sollte auch das nicht gelingen, kommt es zu einem dritten Wahlgang, in dem eine einfache Mehrheit ausreicht. Doch dann liegt es am Bundespräsidenten, ob er den Gewählten ernennt – oder den Bundestag auflöst. Ein riskantes Spiel mit offenem Ausgang.
Friedrich Merz hat bereits angekündigt, erneut zu kandidieren. Doch das Image des unangefochtenen Machtpolitikers hat einen tiefen Riss bekommen. Die interne Revolte, die mangelnde Rückendeckung und die zunehmende Skepsis in der Bevölkerung schwächen seine Position. Kritiker innerhalb der Union fordern bereits eine offene Diskussion über mögliche Alternativen – etwa über Gesundheitsministerin Karin Prien oder Fraktionsvize Jens Spahn.
Der gescheiterte Anlauf zur Kanzlerschaft ist mehr als nur ein politisches Missgeschick – es ist ein tiefer Einschnitt in die Autorität und Glaubwürdigkeit von Friedrich Merz. Der Mann, der sich selbst stets als „Macher“ inszenierte, wirkt plötzlich wie ein Getriebener. Die kommenden Tage entscheiden, ob er sich politisch noch einmal aufrichten kann – oder ob dieses Misstrauensvotum sein Kanzlerprojekt endgültig beerdigt
Geschrieben von: Dirk Lankow
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