Europa

Mysteriöser Strom-GAU: Iberische Halbinsel stundenlang lahmgelegt

today30. April 2025

Hintergrund
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Am vergangenen Wochenende versank die Iberische Halbinsel überraschend im Dunkel: Ein massiver Stromausfall legte große Teile Spaniens und Portugals lahm. Millionen Menschen waren stundenlang ohne Elektrizität. Auch Teile Südfrankreichs und Nordafrikas spürten die Folgen. Der Vorfall gilt als einer der größten Blackouts Europas in den letzten Jahrzehnten.

Blackout in Sekunden – Bahn, Netze und Krankenhäuser betroffen

Gegen 12:33 Uhr am Sonntagmittag brach das Stromnetz binnen Sekunden zusammen. Laut dem spanischen Übertragungsnetzbetreiber Red Eléctrica de España fiel eine Leistung von über 15 Gigawatt aus – rund 60 Prozent des spanischen Strombedarfs. In Portugal war nahezu das gesamte Land betroffen.

Der Ausfall traf das öffentliche Leben mit voller Wucht: Züge blieben stehen, Flughäfen meldeten Verzögerungen, Ampeln fielen aus, Mobilfunknetze brachen zusammen. In Krankenhäusern wurden Notstromaggregate aktiviert, um lebenswichtige Geräte zu versorgen.

Atmosphärisches Rätsel oder technisches Problem?

Während die Versorgung mittlerweile zu 99 Prozent wiederhergestellt ist, bleibt die Ursache unklar. Der portugiesische Netzbetreiber REN vermutete zunächst ein seltenes atmosphärisches Phänomen, das möglicherweise durch ungewöhnliche Bedingungen in der oberen Atmosphäre ausgelöst wurde. Diese Theorie wurde jedoch von Meteorologen beider Länder inzwischen zurückgewiesen: Es habe keine extremen Wetteranomalien gegeben.

Stattdessen rückt ein systemisches Problem in den Fokus: Die Kombination aus hoher Einspeisung erneuerbarer Energien und fehlender Netzstabilität könnte eine entscheidende Rolle gespielt haben. Insbesondere Solar- und Windkraftwerke tragen weniger zur Netzfrequenzstabilisierung bei als klassische Kraftwerke – ein Risikofaktor, der am Tag des Ausfalls besonders stark gewirkt haben könnte.

Netz-Fehler oder gar Sabotage?

Ein weiterer möglicher Auslöser könnte eine Störung in grenzüberschreitenden Hochspannungsleitungen zwischen Spanien und Frankreich gewesen sein. Eine abrupte Frequenzänderung könnte eine Kettenreaktion ausgelöst haben, die schließlich das gesamte Netz in die Knie zwang.

Spekulationen über einen Cyberangriff oder gezielte Sabotage werden ebenfalls geprüft. Bislang gibt es dafür jedoch keine belastbaren Hinweise. Die spanische Regierung sowie die EU-Kommission haben umfassende Untersuchungen eingeleitet.

Milliardenschaden und politische Konsequenzen

Der wirtschaftliche Schaden ist noch nicht bezifferbar, dürfte jedoch in die Milliarden gehen – insbesondere durch Produktionsausfälle, unterbrochene Lieferketten und Verluste im Einzelhandel. In Spanien und Portugal mehren sich politische Forderungen nach einem robusteren Stromnetz und einer klaren Strategie zur Integration erneuerbarer Energien ohne Sicherheitsrisiken.

Ein Weckruf für Europas Energiewende

Der Vorfall wirft grundsätzliche Fragen zur Widerstandsfähigkeit europäischer Stromnetze auf. Während der Anteil grüner Energie stetig wächst, hinkt der Ausbau intelligenter Netzinfrastruktur hinterher. Der Stromausfall vom Wochenende ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie schnell moderne Gesellschaften durch technische Schwachstellen ins Chaos gestürzt werden können.

Die vollständige Aufklärung wird Wochen, wenn nicht Monate dauern – doch schon jetzt ist klar: Europa muss seine Energieversorgung neu denken.

Geschrieben von: Dirk Lankow

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