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Zwischen Hoffen und Bangen: Mitsubishi in Bielefeld vor ungewisser Zukunft

today28. April 2025

Hintergrund
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162 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe – Belegschaft bangt um den Standort Hillegossen

Bielefeld. Auf dem größten zusammenhängenden Industrieareal Bielefelds brodelt es erneut: Die Mitsubishi HiTec Paper Europe GmbH plant den Abbau von bis zu 162 Stellen. Ein schwerer Schlag für die Belegschaft – und eine weitere Belastungsprobe für die traditionsreiche Papierfabrik in Hillegossen, berichtet das Westfalen Blatt.

Ein Schock für die Mitarbeiter
Schon 2023 musste Mitsubishi HiTec einen harten Sparkurs einschlagen. Ursprünglich waren 150 Entlassungen vorgesehen, am Ende blieben es 53 in Bielefeld. Nun droht ein weit größerer Aderlass – zu einer Zeit, in der Unsicherheiten den Alltag bestimmen. Betriebsrat und Gewerkschaft zeigen sich bislang auffallend zurückhaltend, doch hinter den Kulissen wächst die Besorgnis.

Tiefe Krise: Fehlbetrag wächst dramatisch
Der wirtschaftliche Druck ist enorm: Der Fehlbetrag in der Jahresbilanz 2023 ist auf bedrohliche 35,4 Millionen Euro angewachsen. Fast drei Millionen davon sind nicht einmal durch Eigenkapital gedeckt. Nur eine bis Ende 2025 befristete Patronatserklärung des japanischen Mutterkonzerns bewahrt das Werk aktuell vor der Insolvenz.

Hinzu kommt: Der Umsatz ist um satte 122,5 Millionen Euro eingebrochen. Alle wichtigen Produktsparten – von Thermopapier über Etikettenpapiere bis zu Selbstdurchschreibpapieren – mussten drastische Rückgänge hinnehmen. Gestiegene Energie- und Rohstoffpreise konnten nicht kompensiert werden, die weltwirtschaftliche Lage tut ihr Übriges.

Gefahr durch geplante Abschaffung der Quittungspflicht
Ein weiterer Schlag droht mit der Abschaffung der Quittungspflicht im Einzelhandel, die die Bundesregierung angekündigt hat. Thermopapiere, bisher ein wichtiges Standbein, könnten weiter an Bedeutung verlieren. Geschäftsführer Fujitaka Mizushima versucht dennoch, Optimismus zu verbreiten: „Wir wollen das Unternehmen so sozialverträglich wie möglich umstrukturieren und wettbewerbsfähig machen.“

Hoffnung auf Innovation: Papier statt Plastik
Doch es gibt auch einen Hoffnungsschimmer: In Tokio arbeitet die Forschungsabteilung an einem innovativen, recyclebaren Verpackungspapier namens „barricote“. Sollte es gelingen, den Ersatz für Plastikverpackungen auf dem Markt zu etablieren, könnte sich eine neue Perspektive für das Bielefelder Werk eröffnen – und vielleicht auch ein Teil der Arbeitsplätze gerettet werden.

Ein Traditionsunternehmen am Scheideweg
Das Schicksal von Mitsubishi HiTec Paper berührt die gesamte Stadt. Gemeinsam mit Delius und den Möllerwerken gehört die Papierfabrik zu den ältesten Industriebetrieben Bielefelds mit Wurzeln im 18. Jahrhundert. Ihr Einfluss geht weit über den eigenen Betrieb hinaus – als einer der größten Strom- und Wasserkunden prägt Mitsubishi auch die Stadtwerke Bielefeld maßgeblich.

Noch ist offen, ob die angekündigten Umstrukturierungen das Unternehmen wirklich in eine sichere Zukunft führen können. Für die 467 Mitarbeiter und 35 Auszubildenden jedenfalls beginnt eine Zeit des Hoffens, des Kämpfens – und des Bangens.

Geschrieben von: Florian Jäger

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