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Bielefeld diskutiert über Werbestände in der Innenstadt: Mehr Ordnung gefordert

today26. April 2025

Hintergrund
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Mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit kehren die Werbestände zurück in Bielefelds Fußgängerzonen. Für viele Innenstadtbesucher stellt der zunehmende Kontakt mit Werbenden jedoch eine Belastung dar. Immer häufiger werden Passanten angesprochen, teils aufdringlich und unangemessen, was sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Stadtverwaltung Kritik hervorruft.

Werbestände informieren über soziale, humanitäre oder umweltpolitische Anliegen, werben für Mitgliedschaften oder sammeln Spenden. Im vergangenen Jahr wurden von der Stadtverwaltung 161 Sondernutzungserlaubnisse für Informationsstände erteilt – eine Zahl, die über die Jahre relativ konstant geblieben ist. Wahlkampfstände sind hierbei nicht eingerechnet.

Zwar existieren klare Regeln: Passanten dürfen weder aggressiv angesprochen noch am Weitergehen gehindert werden. Auch das Mitgehen oder aufdringliches Winken ist untersagt. Dennoch wird von Seiten der Verwaltung eingeräumt, dass Verstöße häufig auftreten, insbesondere wenn keine städtischen Ordnungskräfte sichtbar sind. Offizielle Statistiken über verhängte Bußgelder liegen nicht vor, laut Ordnungsamt sind diese jedoch selten. In vier Fällen wurden 2024 Bußgelder wegen unzulässiger Mitgliederwerbung verhängt.

Das Ordnungsamt setzt bei Regelverstößen vor allem auf Gespräche und Ermahnungen. Meist würden Werbende Einsicht zeigen, wenn sie auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden, so die Verwaltung. Beschwerden gehen vorwiegend von Passanten und Einzelhändlern aus.

Bielefeld Marketing und Vertreter der Stadtpolitik sehen dennoch Handlungsbedarf. Die Vielzahl der Werbestände und die intensive Ansprache führen nach Einschätzung von Marketing-Sprecher Jens Siekmann zu einer spürbaren Belastung für Besucher und Geschäftsleute. „Wer am dritten Stand angesprochen wird, verliert die Lust, in der Innenstadt zu verweilen“, erklärt Siekmann.

Bezirksbürgermeister Frederik Suchla teilt diese Einschätzung: Ein vollständiges Verbot von Informations- und Werbeständen sei nicht das Ziel, jedoch solle die Anzahl und das Verhalten der Werbenden künftig stärker reguliert werden. In einer kürzlich geführten Debatte wies Suchla darauf hin, dass Informationsstände von Bürgern teils als belastender empfunden würden als das Thema Betteln, über das zuvor im Stadtrat diskutiert wurde.

Aktuell arbeitet Bielefeld Marketing im Auftrag der Stadtpolitik an einem Maßnahmenpaket, das unter anderem Regeln zur Anzahl und zum Verhalten von Werbeständen enthalten soll. Die Ergebnisse sollen im Sommer vorgestellt werden.

Foto: Mike-Dennis Müller / www.mdm.photo / NW

Geschrieben von: Dirk Lankow

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