Deutschland

Barriere auf der Schiene: Warum ein 14-Jähriger nie wieder Zug fahren soll

today26. April 2025

Hintergrund
share close

Eine Großmutter aus Detmold äußerte ihre Enttäuschung über die Deutsche Bahn, nachdem ihr 14-jähriger Enkel mit Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) beinahe eine problematische Zugreise nach Wien erlebte. Obwohl die Familie bewusst einen durchgehenden Zug buchte, um dem Jungen eine stressfreie Fahrt zu ermöglichen, kam es beinahe zu Komplikationen. Die genauen Umstände des Vorfalls sind nicht öffentlich bekannt, jedoch betonte die Großmutter, dass ihr Enkel künftig nicht mehr mit dem Zug reisen werde.

Barrierefreiheit: Anspruch und Wirklichkeit

In Deutschland leben etwa 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen, von denen rund 4,5 Millionen Unterstützung bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel benötigen. Hauptgründe sind fehlende oder unzuverlässige Informationen über individuelle Barrieren auf der Reise. Ein Drittel dieser Personen sieht sich nicht in der Lage, den öffentlichen Verkehr selbstständig zu nutzen und ist auf Unterstützung angewiesen.

Vielfältige Bedürfnisse, vielfältige Barrieren

Die Anforderungen an barrierefreie Mobilität variieren je nach Beeinträchtigung. Menschen mit motorischen Einschränkungen benötigen beispielsweise Rampen und Aufzüge, während Personen mit sensorischen Beeinträchtigungen auf visuelle oder akustische Informationen angewiesen sind. Das Zwei-Sinne-Prinzip, bei dem Informationen über mindestens zwei Sinne vermittelt werden, ist hierbei ein zentraler Ansatz.

Initiativen und gesetzliche Vorgaben

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, den öffentlichen Personennahverkehr bis 2026 vollständig barrierefrei zu gestalten. Bereits jetzt sind fast 80 % der rund 5.700 Bahnhöfe, Haltestellen und Haltepunkte in Deutschland barrierefrei zugänglich. Zudem gibt es Projekte wie Wheelmap.org, eine Online-Karte zum Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte.

Der Weg zur inklusiven Mobilität

Der Vorfall von Detmold verdeutlicht, dass trotz gesetzlicher Vorgaben und technischer Fortschritte weiterhin Handlungsbedarf besteht, um die Mobilität und Teilhabe von Menschen mit besonderen Bedürfnissen im öffentlichen Verkehrssystem sicherzustellen. Eine kontinuierliche Verbesserung der Infrastruktur, verlässliche Informationen über Barrierefreiheit und ein respektvoller Umgang im Alltag sind entscheidend, um Inklusion und Gleichberechtigung zu fördern.

Geschrieben von: Dirk Lankow

Rate it

Beitrags-Kommentare (0)

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet