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today25. April 2025
In einem historischen Schulterschluss haben die Europäische Union und Großbritannien eine eigene Friedensinitiative für die Ukraine vorgelegt – als klaren Gegenentwurf zum umstrittenen Plan von US-Präsident Donald Trump. Die neue Initiative, vorgestellt auf einem Ukraine-Gipfel in London, setzt auf Völkerrecht, Souveränität und klare Sicherheitsgarantien – und lehnt territoriale Zugeständnisse an Russland strikt ab.
Der britische Premierminister Keir Starmer sprach in seiner Eröffnungsrede von einem „Wendepunkt in Europas Verantwortung“. Der vorgestellte Fünf-Punkte-Plan betont, dass jeder künftige Frieden nicht durch Kapitulation, sondern durch Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit erreicht werden müsse.
„Die Ukraine wird nicht gezwungen, ihre Grenzen zu verändern, um Frieden zu erkaufen“, erklärte Starmer. Stattdessen müsse ein Abkommen klar die territoriale Integrität Kiews schützen – einschließlich der seit 2014 annektierten Krim.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte die Initiative als „gemeinsame Vision von Kiew und Europa“ und betonte: „Die Ukraine wird niemals ein Abkommen akzeptieren, das auf der Anerkennung russischer Landgewinne beruht.“
Zentrales Element des europäischen Vorschlags ist die Bildung einer „Koalition der Willigen“: Freiwillige Staaten – darunter Großbritannien und Frankreich – sollen bereit sein, mit Truppen vor Ort und Luftunterstützung einen Waffenstillstand abzusichern. Laut Starmer könnten bis zu 30.000 europäische Soldaten bereitgestellt werden, um Russland von einer erneuten Aggression abzuschrecken.
„Wir wollen kein zweites Minsk“, betonte der französische Präsident Emmanuel Macron. „Ein echter Frieden muss verteidigt werden können.“
Auch militärisch setzt Europa auf Abschreckung: Die Ukraine soll mit modernster Ausrüstung ausgestattet werden, um sich in Zukunft selbst verteidigen zu können. Das langfristige Ziel: Die Ukraine zu einem „stählernen Stachelschwein“ machen – wehrhaft und unbesiegbar.
Während Europa auf Prinzipien pocht, verfolgt US-Präsident Donald Trump einen anderen Kurs. Sein Ziel: ein rascher Deal mit Russland, notfalls auch unter Aufgabe ukrainischer Gebiete. Bereits mehrfach forderte Trump, die Ukraine solle „die Realität anerkennen“ – und unter anderem die Krim dauerhaft Russland überlassen.
„Wenn Selenskyj nicht einlenkt, riskiert er, in drei Jahren das ganze Land zu verlieren“, sagte Trump laut US-Medien. Auch sein Vizepräsident J.D. Vance machte Druck: „Wenn Kiew und Moskau unseren Vorschlag nicht annehmen, steigen wir aus dem Prozess aus.“
Hinter verschlossenen Türen soll es bei einem Treffen im Weißen Haus sogar zum Eklat gekommen sein. Trump warf Selenskyj mangelnde Dankbarkeit vor, weil dieser sich weigerte, die Krim-Frage „flexibel“ zu behandeln.
Die ukrainische Regierung steht unter enormem Druck. Einerseits lehnt Selenskyj jeden Gebietsverzicht ab, andererseits versucht er, den US-Präsidenten diplomatisch nicht vor den Kopf zu stoßen. „Wir unterstützen 90 Prozent der amerikanischen Friedensideen“, so ein ukrainischer Regierungsvertreter – „aber die letzten zehn Prozent betreffen unser Territorium – und da gibt es keinen Spielraum.“
Zur gleichen Zeit wirbt Kiew aktiv für die europäische Friedensinitiative. Für die Ukraine sei sie „ein realistischer Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden“, wie Selenskyj betonte. Die zentralen roten Linien – keine Abgabe von Territorium, keine erzwungene Neutralität und keine Begrenzung der ukrainischen Streitkräfte – würden hier uneingeschränkt gewahrt.
Die transatlantischen Partner stehen damit vor einem Dilemma. Während die EU und Großbritannien auf Prinzipien und langfristige Stabilität setzen, drängt Washington auf eine kurzfristige Lösung – auch um außenpolitisch wieder Ressourcen für den Konflikt mit China freizumachen.
Europa hofft dennoch, Trump zum Einlenken bewegen zu können – vor allem durch ein neues EU-Rüstungsprogramm über 800 Milliarden Euro und das Signal, dass der Kontinent bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Die europäisch-britische Initiative markiert einen klaren Wendepunkt in der Friedensdiplomatie. Sie ist mutiger als frühere Vorstöße, klarer in ihren Bedingungen – und vor allem: sie stellt die Ukraine ins Zentrum, nicht an den Rand.
Ob Trump sich von seiner kompromisslosen Linie abbringen lässt, bleibt jedoch fraglich. Doch wie Selenskyj es auf den Punkt brachte: „Ein Frieden, der uns schwächt, ist kein Frieden. Er ist nur die Vorbereitung auf den nächsten Krieg.“
Geschrieben von: Dirk Lankow
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