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Ein Vorfall mitten in Detmold hat letztlich bundesweit Wellen geschlagen – und weitreichende politische Folgen nach sich gezogen: Der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat in einem Interview erstmals offenbart, dass ein Angriff auf ihn im Kreis Lippe der ausschlaggebende Moment für seinen Rückzug aus der aktiven Politik war.
Im vergangenen Herbst, bei einem öffentlichen Termin in der Innenstadt von Detmold, wurde Kühnert von einer Frau aus dem Umfeld der sogenannten „Corona-Leugner“ körperlich attackiert. Sie schlug auf ihn ein und warf ihm ein rohes Ei an den Kopf. Der Vorfall ereignete sich inmitten einer belebten Fußgängerzone – ein Ort, der eigentlich für Dialog und demokratischen Austausch steht.
„Erst im Nachhinein habe ich realisiert, wie gefährlich das hätte werden können“, sagte Kühnert rückblickend. „Was, wenn sie ein Messer dabeigehabt hätte?“ Die Erschütterung über den Vorfall saß tief. Doch es war nicht das erste Mal, dass der SPD-Politiker mit direkter Bedrohung konfrontiert war. In Halle (Saale) wurde er in einer Straßenbahn von mehreren Männern lautstark verbal bedroht – vor anderen Fahrgästen, die nicht eingriffen.
Besonders beunruhigend für Kühnert: Nicht nur die Gewalt selbst, sondern die gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber diesen Angriffen. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt – und wo niemand mehr hinschaut“, sagte er in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit. Es sei für ihn erschütternd gewesen, wie wenig Solidarität und Wehrhaftigkeit ihm in diesen Momenten entgegengebracht wurde.
Obwohl er seinen Rücktritt zunächst mit gesundheitlichen Gründen begründet hatte, wurde nun deutlich, dass die wiederholten Angriffe – allen voran der Vorfall in Detmold – ausschlaggebend für seine Entscheidung waren. „Ich bin nicht aus Angst vor Neonazis aus der Politik gegangen, sondern aus Zweifel an der Reaktion der Gesellschaft auf solche Gewalt“, so Kühnert.
Für die Region Lippe ist der Vorfall ein Weckruf. Dass Detmold, sonst bekannt für seine kulturelle Vielfalt und friedliche Atmosphäre, Schauplatz eines so symbolträchtigen politischen Einschnitts wurde, zeigt: Politische Gewalt macht auch vor kleineren Städten keinen Halt. Es ist ein klares Signal, dass demokratische Werte und ziviler Zusammenhalt auf allen Ebenen verteidigt werden müssen – nicht nur in Berlin, sondern auch in Lippe.
Geschrieben von: Dirk Lankow
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