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today24. April 2025
Die Debatte um Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. erreicht einen neuen Tiefpunkt: Medienberichten zufolge erwägt Kennedy intern, ein bundesweites Meldesystem für Autisten einzuführen – ein Schritt, der von Medizinern, Bürgerrechtsorganisationen und Autismus-Verbänden scharf kritisiert wird.
Das vorgeschlagene Register soll nach Insiderangaben beim US-Gesundheitsministerium angesiedelt sein und „frühzeitige Erfassungen von Autismus-Spektrum-Störungen“ ermöglichen. Was auf den ersten Blick nach einem statistischen Vorhaben klingt, sorgt in Fachkreisen für Empörung: Kritiker werfen Kennedy vor, Menschen mit Autismus zu stigmatisieren, pathologisieren und in eine staatliche Überwachung zu treiben.
Kennedy, der seit Jahren durch impfkritische Aussagen auffällt, steht erneut in der Kritik. Noch bevor er sein Amt antrat, verbreitete er in Interviews und Publikationen mehrfach die längst widerlegte Behauptung, dass Impfstoffe Autismus verursachen könnten – eine Theorie, die durch unzählige Studien wissenschaftlich widerlegt ist.
Statt sich nach seiner Ernennung zum Gesundheitsminister von diesen Aussagen zu distanzieren, befeuert Kennedy sie weiter. In einer internen Gesprächsrunde mit Mitarbeitern seines Ministeriums soll er laut geleakter Tonaufnahmen gesagt haben: „Wir müssen endlich verstehen, woher die Autismus-Epidemie kommt. Vielleicht sollten wir erfassen, wie viele betroffen sind – und warum.“
Für viele ist diese Rhetorik ein Rückfall in dunkle Zeiten, in denen neurodiverse Menschen als „Abweichung“ galten.
Die Reaktionen der Fachwelt fallen eindeutig aus. Dr. Linda Meyers, Neurobiologin an der Columbia University, nennt das Vorhaben eine „brandgefährliche Symbolpolitik ohne wissenschaftlichen Gehalt“.
„Kennedy ignoriert systematisch die Faktenlage. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus – das ist durch jahrzehntelange Forschung belegt“, betont Meyers. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Internationale Währungsfonds (IWF) und das CDC schließen einen kausalen Zusammenhang aus.
Eine Metaanalyse der Cochrane Collaboration (2023) mit Daten aus über einer Million Fällen hat jegliche Verbindung zwischen Impfungen und Autismus ausgeschlossen. Ein staatliches Register auf dieser Grundlage sei „nicht nur überflüssig, sondern diskriminierend“, so Meyers.
Organisationen wie Autism Speaks, ADAPT oder die American Civil Liberties Union (ACLU) warnen vor einer „staatlich gelenkten Erfassung psychischer Diagnosen“ – und erinnern an historische Parallelen zur Diskriminierung von Minderheiten.
„Was kommt als Nächstes? Eine Datenbank für Menschen mit ADHS? Ein Lager für Impfkritiker?“, fragt sich Jonathan Pierce, Sprecher der ACLU. Der Vorstoß aus dem Gesundheitsministerium werde als gefährlicher Präzedenzfall gesehen, der Persönlichkeitsrechte und medizinische Freiheit gleichermaßen bedrohe.
Robert F. Kennedy Jr. steht mit seinem Kurs zunehmend isoliert da. Während die Wissenschaft klare Fakten präsentiert, scheint er in seiner persönlichen Mission gefangen zu sein – mit potenziell fatalen Folgen für Millionen von US-Bürgern.
Der Autismus-Meldeplan wirkt wie ein Relikt aus einer autoritären Denkwelt, in der staatliche Kontrolle über Gesundheit wichtiger ist als die Würde des Einzelnen.
Die Frage bleibt: Wie lange kann sich ein Gesundheitsminister halten, der der Wissenschaft misstraut – und stattdessen gefährliche Mythen zu Politik macht?
Geschrieben von: Dirk Lankow
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