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today23. April 2025
Hat die organisierte Drogenkriminalität längst Zugang zu den Schaltstellen der Justiz? Diese beunruhigende Frage stellt sich aktuell im Fall eines deutschen Staatsanwalts, der sich seit heute vor Gericht verantworten muss. Ihm wird vorgeworfen, enge Verbindungen zur Kokainmafia unterhalten zu haben – ein Verdacht, der weitreichende Konsequenzen für das Vertrauen in den Rechtsstaat haben könnte.
Ein Staatsanwalt auf der Anklagebank
Der 39-jährige Staatsanwalt Yashar G. aus Hannover, spezialisiert auf Betäubungsmittelverfahren, steht im Zentrum eines der größten Justizskandale Deutschlands. Er soll zwischen Juni 2020 und März 2021 in 14 Fällen Ermittlungsinterna an eine internationale Kokainbande weitergegeben haben. Für seine Dienste soll er insgesamt 65.000 Euro erhalten haben, darunter monatlich 5.000 Euro sowie zusätzliche Zahlungen für besonders brisante Informationen
Die Bande, die Verbindungen zur niederländischen Kokain-Mafia hatte, war in den Schmuggel von insgesamt 16 Tonnen Kokain verwickelt – der größte Drogenfund in der europäischen Geschichte. Das Rauschgift wurde 2021 im Hamburger Hafen entdeckt, versteckt in Containerladungen mit Blechkanistern
Warnungen vor Razzien und Flucht der Täter
Besonders brisant: Durch die mutmaßlichen Warnungen von Yashar G. konnten sich mehrere führende Mitglieder der Bande rechtzeitig ins Ausland absetzen, bevor eine groß angelegte Razzia im Frühjahr 2021 durchgeführt wurde. Von den rund 30 Haftbefehlen konnten nur 19 vollstreckt werden; die restlichen Verdächtigen, darunter der mutmaßliche Hauptbeschuldigte, entzogen sich der Festnahme .
Prozess unter hohen Sicherheitsvorkehrungen
Der Prozess gegen Yashar G. begann heute unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen im Landgericht Hannover. Medienvertreter, Zuhörer und Prozessbeteiligte wurden vor Betreten des Schwurgerichtssaals durchsucht. Mitangeklagt ist ein 41-jähriger Boxtrainer, der als Mittelsmann fungiert und Informationen an die Kokain-Bande weitergegeben haben soll .
Weitere Ermittlungen und politische Konsequenzen
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück, die das Verfahren übernommen hat, prüft derzeit, ob Yashar G. auch anderen kriminellen Gruppen, darunter den „Hells Angels“, Ermittlungsinformationen zugespielt hat. Bisher wurde die Anklage auf diese Punkte jedoch nicht ausgeweitet
Der Fall hat auch politische Konsequenzen: Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann hat entschieden, dass in solchen Fällen künftig eine andere Staatsanwaltschaft für die Ermittlungen zuständig sein wird, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Geschrieben von: Dirk Lankow
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