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Ende einer Ära: Kreis Lippe kündigt Johannitern – Führungsstil sorgt für Exodus und Rettungsengpässe

today22. April 2025

Hintergrund
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Nach über 50 Jahren ist Schluss: Die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) ist nicht länger für den Rettungsdienst im Kreis Lippe zuständig. Der Kreis entzog der Hilfsorganisation schrittweise alle Standorte – zuletzt am 1. April mit der Rettungswache in Blomberg. Zuvor waren bereits die Wachen in Lemgo-Lieme, Horn-Bad Meinberg und Schlangen an den Kreis zurückgefallen.

Hintergrund der Kündigung ist laut Kreisverwaltung ein massiver Personalverlust: Zahlreiche Notfallsanitäter sollen wegen Konflikten mit einer inzwischen versetzten Führungskraft gekündigt haben. Diese habe Dienstpläne ohne Rücksicht auf persönliche Umstände erstellt, berichten ehemalige Mitarbeitende. Insgesamt sollen in drei Jahren rund 45 Fachkräfte die Organisation verlassen haben – ein schwerer Schlag in Zeiten des Fachkräftemangels.

Die Personalengpässe führten dazu, dass Rettungsfahrzeuge teils unbesetzt blieben und die Einsatzbereitschaft nicht mehr gewährleistet war. Der Kreis warf der JUH Verstöße gegen vertragliche Pflichten und Qualitätsstandards vor – und kündigte schließlich außerordentlich.

Mittlerweile betreibt der Kreis Lippe alle ehemaligen Johanniter-Wachen in Eigenregie, hat bereits 40 frühere Mitarbeitende übernommen und sucht weiter Verstärkung. Auch Gebäude und Fahrzeuge wurden übernommen oder sollen gekauft werden.

Die Johanniter selbst äußern sich nicht öffentlich zu den Vorgängen. Zusätzlich wird die Organisation mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Führungskraft habe eine Mitarbeiterin verbal sexuell belästigt – der Ausgang des Falls bleibt bislang unklar.

Geschrieben von: Dirk Lankow

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